Gerhard Lohfink, katholischer Priester, Theologe, Autor, Mitarbeiter und Freund von Plough, starb am 2. April 2024.

Nach seiner Promotion in Theologie an der Universität Würzberg im Jahr 1971 lehrte Lohfink an der Universität Tübingen. 1987 beschloss er, seine Professur aufzugeben und sich einer Gemeinschaft gleichgesinnter Katholiken, in Bad Tölz, Deutschland, anzuschließen.

Einige Jahre danach begann er wieder, theologische Werke zu schreiben. Insgesamt veröffentlichte er 22 Bücher. Kurz vor seinem Tod aufgrund schwerer Krankheit arbeitete er noch an dem autobiographischen Manuskript, „Warum ich an Gott glaube“.

Gerhard Lohfink, ca. 2000. Image from Verlag Herder, Katholisch.de archive.

Ich werde Lohfink immer für seine Freundschaft dankbar sein. Im Jahr 2019 war ich fünf Monate lang Gast in seiner kleinen Hausgemeinschaft. Bei unseren täglichen Abendessen sprachen wir über Theologie und das Leben. Dann spülten wir gemeinsam das Geschirr ab und setzten das Gespräch fort. Manchmal lud er mich ein, ihn auf seinen langen Spaziergängen zu begleiten oder seine Lieblingskirchen zu besuchen. Als ich im Januar 2024 das letzte Mal mit ihm redete, hatte sich sein Gesundheitszustand deutlich verschlechtert, doch er sprach immer noch mit demselben ruhigen Charisma und Feuer über sein neuestes Buchprojekt.

Lohfinks größte Erkenntnis – die sein Leben bestimmte – war, dass man Jesus nur gemeinsam mit anderen nachfolgen kann. Dies kommt in vielen seiner Werke zum Ausdruck. In einem Beitrag für die Plough Anthologie Called to Community: The Life Jesus Wants for His People, schreibt er:

Der christliche Glaube stellt, genau wie der jüdische, das ganze Leben unter die Verheißung und den Anspruch Gottes. Er ist darauf ausgerichtet, alle Lebensverhältnisse der Glaubenden zu durchdringen und ihnen eine neue Gestalt zu geben. Er drängt von sich aus dazu, gesellschaftliche Verhältnisse zu verändern und den Stoff der Welt zu formen. Der Glaube will alles einbeziehen, damit „neue Schöpfung“ entstehen kann.

Zugleich tendiert der Glaube zu einem immer intensiveren Miteinander der Gläubigen. Denn nur in der Gemeinde, dem Ort dieses Miteinanders, nur in dem von Gott gestifteten Raum der Erlösung, kann der Stoff der Welt wirklich verwandelt, können gesellschaftliche Verhältnisse wahrhaft verändert werden. Für den christlichen Glauben wäre es deshalb wesentlich, daß die einzelnen Gläubigen nicht isoliert nebeneinanderher leben, sondern zu einem Leib verbunden sind. Es käme darauf an, daß sie all ihre Begabungen und Möglichkeiten miteinander verflechten, daß sie in ihren Versammlungen ihr ganzes Leben vom Kommen der Gottesherrschaft her beurteilen und sich die Einmütigkeit der agape schenken lassen. Dann würde die Gemeinde zu dem Ort, an dem die messianischen Zeichen, die dem Gottesvolk versprochen sind, aufleuchten und wirksam werden können.

Von Gerhard Lohfink, Braucht Gott die Kirche? (Herder). Verwendet mit Genehmigung. Übers. aus dem Engl.