Die Briefe des apostels Paulus enthalten einen klaren Aufruf: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Steht daher fest und lasst euch nicht wieder ein Joch der Knechtschaft auflegen.“ (Gal 5,1) Paulus’ Theologie hat der uralten Sehnsucht des menschlichen Geistes nach Freiheit im Denken, in der Wahl und im Handeln Nachdruck verliehen. Sie hat auch soziale und politische Bewegungen inspiriert, die Freiheit von menschlicher Herrschaft und Zwang in seinen verschiedenen Formen anstreben. In der Tat ist Freiheit zum Schlagwort der westlichen Moderne geworden, allerdings in einem radikal individualisierten Tonfall: Autonomie, Unabhängigkeit und Wahlfreiheit sind zu unbestreitbaren Tugenden für das „in Watte gepackte“ Selbst geworden, das sich vor Verpflichtungen hütet und es vorzieht, auf der Suche nach Selbstverwirklichung eigenständig zu entscheiden, welche Verantwortung es übernehmen will. Auf den ersten Blick scheint Freiheit als Selbstbestimmung eine natürliche Erweiterung der Theologie des Paulus zu sein.
Kaum hat Paulus jedoch zur Freiheit aufgerufen, fügt er etwas Entscheidendes hinzu: „Ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder und Schwestern; nur benutzt eure Freiheit nicht als Anlass zur Selbstsucht [wörtlich: des Fleisches], sondern werdet einander durch die Liebe zu Sklaven.“ (Gal 5,13 Übers. aus dem Englischen, NRSV). Paulus weiß, dass dies ein Paradoxon ist: Nutzt eure Freiheit um euch zu versklaven! Das ist kein rhetorischer Trick; es sind zwei Seiten derselben Medaille. Im Römerbrief bemerkt er: „Als wir noch im Fleisch waren, waren unsere sündigen Leidenschaften, die durch das Gesetz geweckt wurden, in unseren Gliedern am Werk, um dem Tod Frucht zu bringen. Jetzt aber sind wir vom Gesetz befreit, dem tot, das uns gefangen hielt, so dass wir nicht Sklaven des alten geschriebenen Gesetzes sind, sondern des neuen Lebens des Geistes“ (Röm 7,5–6, Übers. aus dem Englischen, NRSV). Befreit aus der Gefangenschaft, um Sklaven zu sein, aber Sklaven einer bestimmten Art. Im Römerbrief wie im Galaterbrief nimmt die „Sklaverei“ im neuen Leben des Geistes die Form der Liebe an: „Niemandem bleibt etwas schuldig, außer der gegenseitigen Liebe! Wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt.“ (Röm 13,8). Die Freiheit, die Paulus verkündet, ist nicht die Autonomie oder Unabhängigkeit, sondern die Freiheit, die sich in der gegenseitigen Verpflichtung zur Liebe vollzieht.
Paulus versteht die Welt nicht als leeren Raum, in dem der Einzelne seine private Freiheitssphäre absteckt, sondern als ein Terrain konkurrierender Mächten, die größer sind als die menschlichen Akteure, die sich nur einbilden, frei zu sein. Für Paulus ist unser Streben nach einer individuellen Autonomie selbst eine versklavende Illusion. Denn wir sind und sollen nur frei sein, wenn wir durch die Beziehung zu Gott und zu anderen geformt werden. Gott ist in der Welt, in der Schöpfung und in der Neuschöpfung machtvoll tätig, und die menschliche Gotteserkenntnis ist ein Akt des Vertrauens, der zugleich eine Form der Unterwerfung ist („Glaubensgehorsam“, Röm 1,5). Gottes Heilswirken in Jesus Christus anzuerkennen, heißt zu sagen: „Jesus ist der Herr“ (griech. kyrios, d.h. Herr). Die Erfüllung des menschlichen Potenzials wird nicht durch die eingebildete Freiheit eines unabhängigen Selbst erfolgen, sondern durch die Unterwerfung unter die Auferstehungskraft Jesu, wenn sich jedes Knie beugen und jede Zunge bekennen wird, dass Jesus Christus der Herr ist (Phil 2,11).
Für Paulus hat jeder, ob Sklave oder Freier, den unermesslichen Wert, von Christus geliebt zu werden, der für alle gestorben ist.
Erst dann wird „die Schöpfung von ihrer Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit“ (Röm 8,21). Erst dann wird der Mensch seine endgültige Erfüllung erreichen, und Christus wird „unseren geringen Leib verwandeln, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann“ (Phil 3,21). Die wahre Freiheit von allem, was die menschliche Vollkommenheit einschränkt, einschließlich Krankheit, Leiden und Tod, ist nur möglich, weil der „Herr“ (kyrios) Jesus mächtiger ist als alle Kräfte, die unsere Entfaltung einschränken und begrenzen.
Diese Kräfte sind größer, als wir oft denken. Es sind soziale und kulturelle Kräfte, die unsere Weltanschauungen formen und unsere Vorstellungskraft einschränken; es sind politische Kräfte, die (jetzt mit noch größerem Erfolg) unsere Bewegungen überwachen und kontrollieren. Vor allem sind sie unsere erschreckende Neigung zu Grausamkeit, Gleichgültigkeit, Vorurteilen, Unvernunft und Egoismus, die Paulus einfach als „Sünde“ bezeichnet. Darüber hinaus sind es unsere körperliche Zerbrechlichkeit und Sterblichkeit, die Paulus „Verfall“ und „Tod“ nennt. Er stellt die Welt als ein kosmisches Schlachtfeld dar, in das wir verstrickt sind, ob wir es erkennen oder nicht. Das Handeln Gottes in Jesus ist ein liebevoller Akt der Befreiung von Besatzungsmächten. Jesus, dessen Auferstehung einen Weg durch den Tod sprengte, macht sich alles untertan, was unser Potenzial zur Entfaltung verdirbt und hemmt (1 Kor 15,20–28). Wir werden die Freiheit nicht in unserer eigenen kümmerlichen Kraft finden, sondern indem wir uns in das siegreiche Voranschreiten „des Herrn“ einreihen. Dieser Marsch in die Freiheit, im Vertrauen auf die Sicherheit der Liebe Gottes, befreit uns bereits von der Selbstbezogenheit und der Unsicherheit, die die Wurzel der menschlichen „Sünde“ sind. „Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (2 Kor 3,17).
Das Thema der Freiheit zieht sich durch mehrere Briefe des Paulus, nirgends aber so stark wie in seinem Brief an die Galater. Hier wehrt er sich gegen das, was er den „Zwang“ derer nennt, die versuchen, den Christen bestimmte religiöse und kulturelle Praktiken aufzuzwingen, als ob dies die einzige Möglichkeit wäre, zu Christus zu gehören. Es geht um die Forderung konkurrierender Missionare, dass sich männliche Gläubige nach dem jüdischen Gesetz beschneiden lassen sollen, wodurch „die Freiheit, die wir in Christus Jesus haben“ (Gal 2,4; 6,12), eingeschränkt wird.
Paulus lehnt nicht das „Judentum“ als solches ab, sondern den Versuch, die christliche Identität in die Begrenzungen einer soziokulturellen Tradition zu zwängen. Dies widerspricht grundlegend der Gnade Gottes in Christus, die „frei“ ist, weil sie sich nicht um bereits bestehende menschliche Verhältnisse kümmert und ohne Rücksicht auf Unterschiede der ethnischen Zugehörigkeit, des Status oder des Geschlechts handelt (Gal 3,28). Diese Gnade bewirkt die Freiheit, alle sozialen und kulturellen Werte, zu überdenken und neu zu gestalten, und zwar mit einer radikalen Frische, die Paulus als „neue Schöpfung“ bezeichnet (Gal 6,15). Der Zweck dieser Freiheit ist, die Möglichkeit neue, Grenzen überschreitende Gemeinschaften zu schaffen, die Vorurteile, Diskriminierung und Angst überschreiten und neue Formen der Zugehörigkeit bieten: „Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist“ (Gal 5,6).
Paulus stellt das Paradox von Freiheit und Sklaverei auf der menschlichen Ebene dar, denn die „Sklaverei“, die er im Sinn hat, ist, wie wir gesehen haben, die gegenseitige Liebe: „Nutzt eure Freiheit nicht als Anlass zur Selbstsucht, sondern werdet einander durch die Liebe zu Sklaven“. Er versteht (was wir allzu oft vergessen), dass Menschen durch Beziehungen und nicht durch Selbstdefinition begründet werden. Nicht das isolierte Individuum, das Verpflichtungen scheut, erlangt Erfüllung. Paulus sieht hingegen die Selbsthingabe in der Liebe als Schlüssel für menschliches Gedeihen. Alle Briefe des Paulus zielen auf die Bildung von kultur- und standesübergreifenden Gemeinschaften ab, deren Mitglieder gemeinsam erkunden, wie sie ihr Engagement für Christus am besten praktizieren können. Wie er in seinem berühmten Bild vom Leib Christi deutlich macht, haben alle Glieder etwas, das sie beitragen können, und etwas, das sie brauchen; niemand ist sich selbst genug und kann alleine gedeihen (1 Kor 12,12–26). Diese Gemeinschaft wird durch die koinōnia (Solidarität oder Partnerschaft) zusammengehalten – Solidarität mit Christus (im Abendmahl) und Partnerschaft untereinander. Der Klebstoff für diese Solidarität ist die Liebe – die Liebe, die wir von Christus empfangen haben, der sich „für mich“ (Gal 2,19–20) und „für euch“ (1 Kor 11,24) hingegeben hat, und die Liebe, die wir miteinander teilen (1 Kor 13).
Die Freiheit zu lieben ist die Freiheit, Zugehörigkeit zu empfangen, anzubieten und zu teilen, und damit auch die Freiheit, Verpflichtungen einzugehen. Paulus versteht das Leben, Tod und Auferstehung Christi, als den letzten und endgültigen Akt der göttlichen Liebe (Röm 5,6–11). Diese Liebe ist nun „ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5). Sie drückt sich in Bindungen der Hingabe, des Vertrauens, der Treue und der Geduld gegenüber anderen aus. Die Liebe erfüllt unsere tiefsten Bedürfnisse und Sehnsüchte nicht durch Isolation, sondern durch unser Zusammenleben mit anderen. Wie in Luthers brillanter Schrift Die Freiheit eines Christenmenschen (immer noch eine unverzichtbare Lektüre für jeden nachdenklichen Christen) heißt es, dass wir Sklaven der anderen sein können, weil wir frei von Selbstsucht sind, gesichert durch die Liebe Gottes (1 Kor 9,19). Die Liebe, die wir teilen und die Ausdruck und Erweiterung der Liebe Gottes ist, ist auch eine Art Liebesrückgabe an Gott – wir bringen unsere Liebe, unser Vertrauen und unsere Dankbarkeit gegenüber Gott in der Liebe zueinander zum Ausdruck, so dass die Freiheit, die wir in der Liebe genießen, uns sowohl aneinander als auch an Gott bindet. Wie können wir frei sein, die beste Version unserer Selbst zu sein? Nicht, indem wir unsere Bindungen zu anderen abschneiden (oder verringern), sondern indem wir uns von der Selbstbezogenheit befreien, die wir fälschlicherweise als Freiheit verehren; indem wir in die Bindungen (und Gefahren) der Liebe eintauchen, in der Zuversicht, dass dies der Weg ist, der letztlich durch Gottes liebende Vollendung unserer selbst und aller Dinge in Christus gerechtfertigt und vollendet wird, ganz gleich, wie sehr wir bei diesem Bemühen versagen.
Aber was bedeutete das alles für diejenigen, die tatsächlich versklavt waren? Die Sklaverei war in der sozialen und wirtschaftlichen Welt, in der Paulus lebte, allgegenwärtig – so grundlegend und nahezu unbestreitbar wie unsere moderne Vorstellung von Privateigentum. Paulus begegnete vielen Sklaven innerhalb und außerhalb seiner Gemeinden, am bekanntesten ist Onesimus, der ihn wahrscheinlich bat, einen Appell an seinen Besitzer Philemon zu richten, und der daraufhin Christ wurde (siehe das kleine Juwel, den Brief des Paulus an Philemon). Für Paulus hat jeder, ob Sklave oder Freier, den unermesslichen Wert, von Christus geliebt zu werden, der für alle gestorben ist (2 Kor 5,14–15). Für ihn waren die Sklaven keine bloßen „Dinge“ (das Eigentum ihrer Besitzer); es war möglich, sie auf eine ganz andere Weise zu sehen (nicht mehr „vom menschlichen Standpunkt aus“, 2 Kor 5,16). Diejenigen, die zu Christus gehörten (wie der neue Onesimus), waren „eine neue Schöpfung“ (2 Kor 5,17), Nutznießer des befreienden Handelns Christi und mit einer Identität und einem Wert ausgestattet, der dem jedes freien Mannes oder jeder freien Frau entspricht (Gal 3,28; 1 Kor 12,13). Da Christus die tiefste und bedeutungsvollste Neuordnung der Macht im Universum bewirkt hatte, war die Frage, wer zu Christus gehörte, letztlich wichtiger als jede Form der menschlichen Zugehörigkeit. „Um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden“, sagt Paulus zu allen Gläubigen in Korinth (1 Kor 6,20; 7,23). Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat Christus sie aus den zerstörerischen Formen der Versklavung herausgekauft, welche die menschliche Entfaltung behindern, und sie in eine neue Form der Bindung („Versklavung“) versetzt, in der sie all das werden können, wozu sie bestimmt sind. So kann Paulus sagen: „Denn wer im Herrn als Sklave berufen wurde, ist Freigelassener des Herrn. Ebenso ist einer, der als Freier berufen wurde, Sklave Christi“ (1 Kor 7,22). Niemand in diesem Bild ist frei im Sinne unserer Vorstellung von individueller Autonomie, denn nach Paulus’ Auffassung ist ein solcher Zustand nicht möglich. Jeder befindet sich in der einen Form der Sklaverei (der Sünde und dem Tod) oder einer anderen (der Gerechtigkeit und dem Leben, Röm 6,15–23). Die Frage ist nur, wen man „Herr“ nennt. Die Sklaven in Paulus' Bild haben die Würde, befreite Personen des einzigen Herrn zu sein, dem ihr endgültiges Wohlergehen am Herzen liegt und der in der Lage ist, es zu gewähren.
Doch wie steht es um ihr menschliches Wohlergehen? Die Sklaverei konnte äußerst grausam sein: Sklavenfamilien wurden beim Verkauf einzelner Mitglieder auseinandergerissen, und Sklaven konnten einer unmenschlichen Behandlung, einschließlich sexuellem Missbrauch, ausgesetzt sein. Die meisten Sklaven wünschten, freigelassen zu werden, so sie eine Möglichkeit hatten ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Die Besitzer waren oft bereit, dies zu gewähren, solange jemand für sie bezahlte. Worum bittet Paulus? Im Fall von Onesimus, den sein Besitzer als „nutzlos“ betrachtete und möglicherweise androhte, ihn zu verkaufen (Phlm 11), bittet Paulus darum, dass er „für immer“ (d. h. nicht verkauft) aufgenommen wird, „nicht mehr als Sklave, sondern als weit mehr: als geliebter Bruder“ (Phlm 15–16). Dies ist keine eindeutige Aufforderung zur Freilassung, sondern zu einer qualitativ anderen Behandlung von Onesimus, sowohl im Haushalt Philemons als auch in der weiteren christlichen Gemeinschaft, die sich dort trifft (Phlm 1–3). Paulus stellt die Beziehung zwischen Onesimus und Philemon auf eine neue, fundamentale Ebene, wodurch eine Freilassung viel wahrscheinlicher wird. An anderer Stelle ermutigt Paulus die Sklaven, von ihrer Freiheit Gebrauch zu machen, wenn sie ihnen angeboten wird (die beste Übersetzung von 1. Korinther 7,21, darin sind sich die meisten Gelehrten heute einig), und er ist der Ansicht, dass Freiheit eine bessere Voraussetzung für den Dienst an Christus ist als Sklaverei (1. Korinther 7,23: „Um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden; Macht euch nicht zu Sklaven von Menschen“).
Wir müssen akzeptieren, dass Paulus nicht zur Abschaffung der Sklaverei aufrief. Man könnte pragmatische Erklärungen anbieten (wirtschaftlich undenkbar, zu radikal), die grundlegende Erklärung ist wahrscheinlich folgende:
Paulus sah das Besitzen eines Menschens nicht als grundsätzliches Unrecht an, wie wir es heute tun. Der Unterschied ist auf einen grundlegenden Wandel im modernen westlichen Denken in Bezug auf Menschenrechte zurückzuführen. Würden wir Paulus’ Begriffe weiterentwickeln, so bestünde das Problem der Sklaverei nicht darin, dass sie Autonomie verwehrt, sondern dass sie die Fähigkeit, Gott und anderen in Liebe zu dienen, einschränkt oder verhindert. Sklaven sind nicht frei sich für andere oder für Gott einzusetzen. Sie sind auch dem Risiko einer Behandlung ausgesetzt, die der Liebe zuwiderläuft, aber aufgrund der gesetzlichen Rechte der Eigentümer an ihrem „Eigentum“ nicht wirksam angefochten werden kann. Paulus sah das nicht so klar wie wir heute, und leider sind seine Briefe dazu benutzt worden, neuere Formen der Sklaverei ebenso zu verteidigen wie zu kritisieren. An diesem Punkt müssten wir ausdrücklich sowohl mit Paulus als auch über ihn hinaus Stellung beziehen: mit ihm, indem wir auf die Freiheit drängen, die menschliche Erfüllung ohne die falsche Erwartung von Autonomie bringt, aber über ihn hinaus, indem wir die Sklaverei an sich als ein grundlegendes Hindernis für diese Möglichkeit sehen.
Für Paulus ist Freiheit mehr als etwas „Spirituelles“ oder „Inneres“, wie viele moderne Formen des Christentums es darstellen. Für ihn geht es um die von Gott geschenkte Befreiung von allem, was unser menschliches Potenzial als Geschöpfe Gottes hemmt und untergräbt, und damit von den vielfältigen Zwängen, denen wir unterliegen, von zwanghaftem Verhalten bis zum Tod selbst und all den verschiedenen Formen von Unfreiheit dazwischen. „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“, und zwar auf allen Ebenen unseres Seins. Aber ironischerweise wird unsere Freiheit nicht durch Selbstbestimmung erlangt und erfahren, sondern durch unsere Ausrichtung auf die befreiende Macht eines anderen, Christus, und durch unser Eintauchen in die gelebte Liebe, die uns in Verpflichtung und Gemeinschaft aneinander binden. In unserer Freiheit zu lieben gehen wir in Resonanz mit der transzendenten Liebe, die uns in Christus begegnet. Diese göttliche Liebe ruft uns dazu auf, die Melodie der gegenseitigen, hingebungsvollen, sich selbst verschenkenden Liebe zu singen, eine Melodie, die die endgültige Befreiung des Universums vorhersagt. Aufgrund dieser tiefen Resonanz mit der ewigen Wahrheit erweist sich dieses Lied der Freiheit in der Liebe als größer als alle anderen Lieder der Befreiung, die im Laufe der Geschichte überliefert wurden. Unzählige Leben auf der ganzen Welt singen es heute, unvollendet, aber kraftvoll. „Hörst du, wie das Volk erklingt?“ (Les Misérables).