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Leere Bänke
Der junge Pastor einer schrumpfenden Kirche sucht nach Zeichen der Hoffnung.
von Benjamin Crosby
Donnerstag, 23. Mai 2024
Es ist eine seltsame Zeit für einen jungen Pastor. Ich bin zweiunddreißig Jahre alt. Die Episkopalkirche, in der ich ordiniert wurde, hat ein vorgeschriebenes Ruhestandsalter von zweiundsiebzig Jahren. Ich habe also noch vierzig Jahre Dienst vor mir. Ich bin sicher, dass meine Kirche dann nicht mehr wiederzuerkennen sein wird. Unsere Konfession ist überwiegend alt und weiß und besteht größtenteils aus kleinen Kirchen, die nicht wachsen. Aufgrund unseres Versagens in der Evangelisation und der Einbindung jener Menschen, die in unsere Gemeinschaft hinein geboren wurden, rechnen Demografen damit, dass es 2040 kaum noch Episkopale geben wird. Im Laufe eines Jahrhunderts wird unsere sozial und politisch bedeutende Institution zu einer statistisch unbedeutenden Größe geschrumpft sein. Setzen sich die gegenwärtigen Trends fort, bleiben nur wenige Gemeinden übrig.
Die protestantischen Kirchen in Europa befinden sich seit Jahrzehnten im Niedergang. Aber – und das ist neu – die Zahlen zeichnen auch in anderen Bereichen kein besseres Bild. Den römischen Katholizismus in Nordamerika bewahrte vor einem ähnlichen Schicksal lediglich die Migration, vor allem aus Lateinamerika; der Rückgang der Katholiken in Mittel- und Südamerika zeigt allerdings, dass man sich darauf nicht verlassen sollte. Auch die evangelikalen Kirchen, die die USA lange Zeit stark religiös prägten, verzeichnen einen Rückgang. Selbst die charismatischen, nicht-konfessionellen Kirchen und die Pfingstgemeinden scheinen zu stagnieren.
Die Rolle, die das Christentum in der westlichen Kultur seit etwa dem vierten Jahrhundert gespielt hat löst sich auf. Wir erleben das Ende des kulturell gestützten Christentums. Die christliche Religion gilt nicht mehr als Grundlage unseres gemeinsamen Lebens. Für manche geschieht der Rückzug des Christentums aus der Kultur nicht schnell genug. Andere Christen hingegen streben verzweifelt nach politischer Macht, um das staatlich unterstützte Christentum (zumindest ihre Version dessen) wieder zu etablieren.
Theologen streiten darüber, ob die Kirchen in den letzten fünfzehnhundert Jahren ihr Geburtsrecht auf die radikale Botschaft Jesu im Tausch für weltliche Macht verkauft haben. Doch ob gefeiert, betrauert oder neutral analysiert, die Berichte stimmen darin überein, dass das organisierte Christentum im Westen in einer Krise steckt. Mitansehen zu müssen, wie die breiteren Institutionen der Kirche sich scheinbar überhaupt nicht um diese Krise kümmern, ist eine der frustrierendsten Erfahrungen, die ich als junger Geistlicher gemacht habe. Es fühlt sich so an, als würde man am Ausguck der Titanic stehen, einen Eisberg erspähen und der Brücke signalisieren, den Kurs zu ändern, nur um dann gesagt zu bekommen, das eigentliche Problem sei jene Mentalität, Eisberge als Bedrohung und nicht als Chance zu sehen. Betrachtet man die Episkopalkirche, in der ich ordiniert wurde, und die anglikanische Kirche von Kanada, in der ich derzeit tätig bin, würde man nicht ahnen, dass beide Institutionen in weniger als zwanzig Jahren statistisch gesehen nicht mehr existieren werden. Die Menschen nicken feierlich, wenn sie von den düsteren Berichten über den Niedergang hören und äußern den Wunsch, dass etwas unternommen wird, aber diese angeblichen Wünsche spiegeln sich nicht im institutionellen Verhalten der Kirche wider. Auf der jüngsten Tagung der Generalsynode der Anglikanischen Kirche von Kanada zum Beispiel wurde diese Statistik nicht einmal diskutiert. Ehrliche Gespräche über unsere Krise werden oft mit „Knappheitsmentalität“ oder einem Mangel an Vertrauen in Gott abgetan.
Am anfang des dreizehnten Jahrhunderts betete ein reicher junger Mann in einer verfallenen Kirche namens San Damiano in Italien. Während er vor dem Kruzifix kniete, hörte er eine Stimme, die sagte: „Franziskus, geh und repariere mein Haus, das, wie du siehst, verfallen ist.“ Der Mann dachte, dass sich die Vision auf die zerstörte Kirche bezog und baute sie von Hand wieder auf. Doch schließlich erkannte Franziskus, dass die Vision die weltlich gewordene, korrupte und vom Reichtum ergriffene Kirche meinte. Nachdem Franziskus 1208 die Messe besucht und eine Lesung aus dem Evangelium gehört hatte, in der Jesus seine Jünger auffordert, ohne Geld, oder zusätzliche Kleidung hinaus zu gehen und das Kommen des Reiches Gottes zu verkünden, setzte er die Lesung aus dem Evangelium in die Praxis um. Er versammelte Jünger um sich und gründete eine Gemeinschaft, die seinen Namen tragen sollte: die Franziskaner, die sich der Armut und der Verkündigung verschrieben, um so die Kirche zu erneuern.
Meine Kirche verschlimmerte die Situation aktiv, indem sie einfache Maßnahmen ablehnte, die helfen würden, Mitglieder zu halten oder zu gewinnen. Stattdessen erwartete man Vollzeitdienste für Halbzeitgehälter. So sind Pastoren damit beschäftigt, zusätzlich Geld zu verdienen. Unsere eigenen Analysen bestätigen, dass Kirchen, die von Teilzeitpastoren geleitet werden, mit größerer Wahrscheinlichkeit schrumpfen denn wachsen. Andere Sparmaßnahmen großer Kirchen in den USA und Kanada trafen die Universitätsmissionen. Somit verlieren sie den Kontakt mit jungen Menschen, die neue religiöse Identitäten ausprobieren oder bestehende festigen.
Am meisten beunruhigt mich, dass einige Kirchenführer der Meinung sind, dieser Niedergang könne zum Guten dienen, und das Ausmaß unserer Krise nur anerkennen, um sie zu feiern. Geistliche verkünden, dass Jesus nicht den Wunsch hatte, eine Religion rund um seine Person zu gründen. Das Sterben der kirchlichen Institutionen sei daher nicht so schlimm. Die Verehrung Jesu wird als Ablenkung vom wichtigeren Auftrag der Nachfolge Jesu dargestellt, welcher als Befürwortung einer Mitte-Links-Politik verstanden wird. In einer Kultur, die den Zweifel als die intellektuell respektabelste Art der Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben aufwertet, versuchen Geistliche, sich gegenseitig zu übertreffen, indem sie ihre Ambivalenz gegenüber Jesus, ihre Unsicherheit gegenüber Gott und ihre Befürchtung kundtun, dass das Christentum mehr Schaden als Nutzen angerichtet hat. Vielleicht schafft Gott etwas Neues, bei dem es nicht darum geht, dass sich Christen zum Gottesdienst versammeln – und warum gehen wir davon aus, dass es überhaupt eine Rolle spielt, ob Menschen Christen sind?
Deshalb spielt es eine Rolle: Jeder Mensch ist ein geliebtes Kind Gottes, der seinen Sohn gesandt hat, um einer gefallenen und leidenden Welt die frohe Botschaft zu bringen. Es besteht kein Zweifel, dass diese Welt unter dem Bösen und der Hoffnungslosigkeit leidet. Warum sollten wir, denen es anvertraut ist, die Hoffnung Christi weiterzugeben, sie zurückhalten oder verdunkeln, wo sie so offensichtlich gebraucht wird?
Am 4.april 1742, bestieg Charles Wesley die Kanzel in St. Mary's in Oxford, um über den Epheserbrief 5,14 zu predigen: „Wach auf, du, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dir Christus das Licht geben.“ Wesleys Predigt war ein eindringlicher Appell an seine Zuhörer, sich nicht mit einem bloß nominellen Christentum zu begnügen, mit einem Verständnis, das keine echte Veränderung verlangt. „Erwache, du ewiger Geist, aus deinem Traum vom weltlichen Glück! Hat Gott dich nicht für sich selbst erschaffen? Dann kannst du nicht ruhen, bis du in ihm ruhst“, rief Wesley und versprach, dass jene, die sich ernsthaft an Gott wenden, niemals verworfen werden, sondern die Gabe des Heiligen Geistes empfangen und mit neuem Leben erfüllt werden. Die Eindringlichkeit der Predigt ist auch heute noch fesselnd. „Es ist höchste Zeit für uns, aus dem Schlaf zu erwachen“, erklärte Wesley – und genau diese Botschaft beflügelte das explosive Wachstum der Methodisten in der ganzen Welt.
Wenn man jetzt im Westen dem Volk Gottes als Pastor dient, muss man sich schmerzlich bewusst sein, dass unser Dienst Erneuerung bedeutet. Das gilt nicht nur für meine eigene Denomination. In einem Gespräch mit Pfarrer Everett Lees, dem Rektor einer der am schnellsten wachsenden Episkopalkirchen des Landes, war ich überrascht, wie effektiv die konsequente Nachbetreuung von Besuchern und die Einladung zu einem Einführungskurs und einer Kleingruppe für die Gewinnung und Bindung neuer Mitglieder ist. Nur weil manche Kirchen zu weit gehen und sich zu sehr auf ausgefeilte Produktionen, auf energetische aber oberflächliche Besucher-erfahrungen konzentrieren mögen, darf das nicht zu einer Entschuldigung werden, nicht sorgfältig darauf zu achten, effektiver zu evangelisieren. Im Grunde sind wir aufgerufen, etwas Radikales zu tun: Wir müssen unsere Kirche zur Umkehr aufrufen und zu einer neuen Ausrichtung auf das Evangelium Jesu Christi.
Die Kirche muss vor allem bereuen, dass sie die Missbrauchsfälle unter ihren Mitgliedern nicht ernst genommen hat. Es ist erschreckend deutlich geworden, dass kein Teil der Kirche frei ist vom Missbrauch schutzbedürftiger Menschen. Jeder Katholik, den ich kenne, ist sich der Schrecken der Missbrauchsskandale, die in den letzten zwanzig Jahren aufgedeckt wurden, schmerzlich bewusst: nicht nur die Tatsache des Missbrauchs selbst, sondern auch seine Vertuschung durch katholische Führer auf allen Ebenen der Kirchen-hierarchie. In jüngster Zeit ist die Southern Baptist Convention in die Schlagzeilen geraten, weil sie es versäumt hatte, Pastoren zu suspendieren, die Missbrauch begangen haben. Mainstream-Protestanten glauben manchmal gerne, dass unser sozialer Liberalismus oder weibliche Pastoren Missbrauch verhindern, aber das stimmt nicht. Sowohl die Episkopalkirche als auch die Anglikanische Kirche von Kanada wurden in letzter Zeit mit Anschuldigungen konfrontiert, dass sich sowohl Bischöfe als auch kirchliche Einrichtigung im Falle von Missbrauchsvorwürfen falsch verhielten. Es mag sein, dass Kirchen keine höhere Missbrauchsrate haben als andere Organisationen. Aber „wir sind nicht schlimmer als alle anderen“ ist kaum eine Botschaft, die die zunehmend skeptische Welt überzeugen wird. Denn Missbrauch schadet nicht nur den Betroffenen selbst, sondern bewirkt auch, dass sich andere mit Abscheu von der Kirche abwenden. Und das bedeutet, dass die Menschen Christus ablehnen auf Grund dessen, was in seinem Namen getan wurde.
Die Kirche muss sich auch dringend neu orientieren und dafür Buße tun, dass sie immer wieder den Verlockungen von Macht, Relevanz und Kontrolle erliegt. Johannes Calvin pflegte zu sagen, dass der menschliche Geist eine Fabrik der Götzen ist, und die Kirche gibt diesem Diktum nur allzu oft recht. Es ist unmöglich, hier nicht an den Abstieg großer Teile der christlichen Rechten, insbesondere der Pfingstler und Charismatiker, zu denken, die sich in den letzten Jahren voll und ganz der Trump-Götzendienerei, Verschwörungs-theorien, Feindseligkeiten gegenüber öffentlichen Gesundheitsmaßnahmen und der Apokalyptik verschrieben haben. Wie beim Wohlstands-evangelium wird der christliche Glaube auf eine Art Technik reduziert, um politischen oder persönlichen Erfolg zu erzielen. Es ist ein Skandal, dass der Begriff „evangelikal“ zunehmend für eine Reihe politischer Positionen steht und nicht für den Fokus auf das Evangelium der überwältigenden Gnade Gottes, und zwar sowohl für jene, die es ablehnen, als auch für die, die es annehmen. Leicht christlich gefärbte politische Herrschaftsphantasien sind im Übrigen nicht nur eine Versuchung für die evangelikalen Massen. Das elitäre Interesse an Phantasien des „Integralismus“ oder des „christlichen Nationalismus“ zeigt, dass auch konservative katholische und protestantische Intellektuelle von politischen Machtträumen verführt werden können.
Auch in unseren Denominationen sind manche bereit, das Evangelium durch ein politisches Programm zu ersetzen. Aber Sozialdemokratie oder Antirassismus (so ehrenwert sie auch sein mögen) sind einfach nicht das Evangelium. Und in der Tat hat die Mainstream-Kirche die zweifelhafte Ehre, führende Persönlichkeiten zu haben, die im Namen der Relevanz den christlichen Glauben ausdrücklich vom Bekenntnis zum Tod und zur Auferstehung des Gottmenschen Jesus Christus weg auf rein diesseitige politische Ziele ausrichten.
Es gibt noch viele andere Dinge, für die die Kirche dringend Buße tun muss: Von der schändlichen Duldung der größten protestantischen Kirchen Kanadas des sich rasch ausbreitenden Euthanasie-Regimes bis hin zur langjährigen Mitschuld der Kirchen in den USA an jedem Aspekt der brutalen Geschichte des Rassismus in diesem Land. Solche Sünden widerlegen allerdings nicht das Evangelium, sondern führen vor Augen, wie notwendig es ist.
In Kreuzigungsszenen wird Johannes der Täufer oft (anachronistisch) mit einem ausgestreckten Finger dargestellt, der zu Christus hinaufzeigt. Dazu ist die Kirche aufgerufen, zu nicht mehr und nicht weniger: Ablenkungen und Versuchungen beiseite zu schieben und immer und überall auf Jesus zu zeigen. Das ist es, was eine intakte christliche Kirche in Amerika tun würde.
Am 9.april 1906 beteten der Pfarrer William J. Seymour und sieben andere in der Bonnie Brae Street in Los Angeles, als plötzlich etwas Unglaubliches geschah: Sie wurden zu Boden geworfen, standen auf, lobten Gott und redeten in fremden Sprachen. Bald kamen andere, um diese seltsame und gleichzeitig wunderbare Begebenheit zu sehen. Auch sie fielen zu Boden, sprachen seltsame Worte, die sie nicht verstanden und wurden von Krankheiten geheilt.
Die so entstandene Gruppe bezog ein Gebäude in der Azusa Street, wo drei Jahre lang eine kontinuierliche Erweckung stattfand. Weder weltliche noch religiöse Medien konnten diese neue christlichen Gruppe aus Gläubigen mit unterschiedlichen Hautfarben einordnen. Zudem wurde sie von einem armen farbigen Prediger geleitet. Die Erweckung in der Azusa Street war der Beginn der Pfingstbewegung, und Millionen von Christen erleben heute ähnliche Zeugnisse von der Kraft des Heiligen Geistes, der ihr persönliches Leben und das ihrer Gemeinden erneuert.
Glücklicherweise gibt es viele Beispiele dafür, wie die Kirche erneuert, repariert und reformiert wird. Das Studium der Kirchengeschichte ist in der Tat eine heilsame Erinnerung daran, dass die Probleme, mit denen die Kirche heute konfrontiert ist, auch wenn sie in mancher Hinsicht einzigartig sind, jenen ähneln, denen sich andere Christen zu ihrer Zeit stellen mussten. Die Wüstenväter und -mütter des dritten und vierten Jahrhunderts und die großen Reformer des religiösen Lebens im Hochmittelalter haben viel über das Leben in einer Kirche zu sagen, die korrupt, weltlich und nicht auf Jesus ausgerichtet anmutet – ebenso, wenn auch auf unterschiedliche Weise, wie die Führer der protestantischen und katholischen Reformationen des 16. Jahrhunderts. Christen, die sich fragen, wie sie als Minderheit in einer Gesellschaft bestehen können, die christliche Ansprüche als töricht ansieht, könnten viel von den orientalisch-orthodoxen Kirchen lernen, die unter muslimischer Herrschaft in Afrika und im Nahen Osten überlebt haben. Wenn die reparierte Kirche demografisch gesehen ein Überbleibsel im Vergleich zu dem ist, was sie auf dem Höhepunkt des Christentums war, könnte sie dennoch treuer und auf die Dinge Gottes konzentriert sein. Und wir müssen nicht einmal in die Vergangenheit blicken! Auch wenn das Christentum im Westen zu schwinden scheint, gibt es andere Teile der Welt, in denen die Dinge ganz anders anmuten. Die Lebendigkeit der ostafrikanischen Pfingstbewegung und das Wachstum des Christentums in China trotz staatlicher Verfolgung sollten uns mit Hoffnung erfüllen.
Ich glaube, dass eine solche Wiederherstellung oder Erneuerung auch für die westliche Kirche möglich ist. Ich bin begeistert von Evangelisation, Jüngerschaft und Gemeindegründung – und ich bin froh, dass ich andere Geistliche und Laien, junge und alte, kenne, die genauso denken. Nach wie vor gibt es viele Zeugnisse jener Menschen, die durch die Kraft des Heiligen Geistes in unserer schrumpfenden, sich abmühenden Kirche verwandelt wurden. Es gibt also keinen Grund zu glauben, Gott hätte uns verlassen, auch wenn unsere derzeitige Notlage durchaus ein göttliches Urteil für unsere Sünden und unser Versagen sein könnte. In der Tat verspricht Gott, immer da zu sein, wo zwei oder drei in Seinem Namen, in Seinem Wort und in Seinen Sakramenten versammelt sind, selbst in Kirchen, die sich verlassen fühlen.
Die Kirche mag chaotisch sein. Aber Gottes Verheißungen gelten für immer! Und glücklicherweise liegt die Instandsetzung der amerikanischen Kirche nicht in unserer Hand, sondern ausschließlich in Gottes Macht. Wir sollten unser Versagen bereuen und uns neu auf Jesus ausrichten. Wir sollten Evangelisation und Jüngerschaft ernstnehmen. Aber noch wichtiger ist es, zu Gott zu beten, dass er uns Seinen Heiligen Geist sendet.
Es ist wahr: Unsere Kirche fühlt sich oft an wie die Kirche in Sardes, die in der Offenbarung beschrieben wird: „Ich kenne deine Werke; du hast den Namen, lebendig zu sein, aber du bist tot.“ Aber hört die gute Nachricht: Wir beten einen Gott an, der die Toten erweckt!
Ich weiß nicht, was die nächsten vierzig Jahre meines Dienstes bereithalten werden. Ich weiß nicht, wie meine Gemeinde aussehen wird, wenn ich mich zur Ruhe setze, oder wie viele der Gemeinden, die mich auf meinem Weg genährt haben, noch existieren werden. Das Ausmaß der Krise fühlt sich manchmal unerträglich an. Aber Jesus macht das alles wertvoll.
Inmitten der Prüfungen meines Dienstes höre ich dennoch so viele wertvolle Geschichten und Zeugnisse, die von Gottes Gnade und Kraft berichten, von Zärtlichkeit und Liebe, sowohl in meinem Leben als auch im Leben derer, denen ich dienen darf. Unser Gott ist gut. Er ist treu, selbst wenn wir es nicht sind und ihm nichts zutrauen. Um das alte Kirchenlied zu zitieren: Seine Gnade hat seine Kirche bis hierher geführt und seine Gnade wird sie auch weiter führen, bis sie zu Hause ankommt.