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CheckoutEin Weihnachtsmärchen, in dem die Macht und Gewalt dieser Welt von einem kleinen Mädchen auf den Kopf gestellt wird.
Es war einmal ein Uhrmacher mit seiner Tochter, sie lebten gerade außerhalb der Stadtmauer. Sie lebten zusammen in einem alten Turm, der zur Stadtmauer gehörte. Ganz oben wohnte das kleine Mädchen, darunter war das Zimmer ihres Vaters, darunter das Esszimmer und die Küche. Aber ganz unten war die Werkstatt des Uhrmachers. Alle Zimmer waren rund und es gab an allen Seiten Fenster. So konnte das kleine Mädchen die Welt sehen, wann immer sie rausschaute. Auf einer Seite war das Meer, auf einer Seite der Wald, auf einer Seite die Hügel und Wiesen und an der vierten Seite die Stadt. Von den Fenstern des Turmes beobachtete das kleine Mädchen die ersten Zeichen des Frühlings. Sie sah die Bäume und Wiesen voller Blüten im Sommer. Sie beobachtete, wie sich die Blätter verfärbten und herunterfielen und dann im Winter den Schnee und die hohen Wellen im Meer. Sie war immer glücklich, wo sie auch war.
Aber ein Zimmer hatte sie lieber als alle anderen. Das war die Werkstatt ihres Vaters. Das kleine Zimmer war voller Uhren. Ihr Vater war ein sehr geschickter Uhrmacher. Er konnte nicht nur Uhren reparieren, er konnte auch Uhren machen, die die Zeit anzeigen, wie alle Uhren das machen. Jede Uhr in diesem kleinen Zimmer war anders. Eine kleine Uhr hatte einen Kuckuck, der seinen Kopf jede Stunde aus einer kleinen Tür steckte und einmal, zweimal oder mehrmals Kuckuck sagte, um die Stunde anzusagen. Eine andere Uhr hatte einen kleinen Jungen und ein kleines Mädchen, die zu einer lustigen Melodie tanzten. Einige Uhren hatten ein leises Klingen von kleinen Glöckchen und manche ein ganz ernstes Bimbam.
Da gab es große und kleine Uhren, aber alle, jede einzelne war hübsch geschnitzt. Jede hatte einen Platz an der Wand. Man konnte die Wand nicht sehen. Sie war ganz voll mit Uhren und alle tickten. Die großen machten tick tack und die kleinen tick tack, tick tack.
Was war das für eine Aufregung, wenn die volle Stunde kam. Man konnte sich in diesem kleinen Zimmer nie einsam fühlen. Klara, das kleine Mädchen, half ihrem Vater die hölzernen Gehäuse für die Uhren zu schnitzen und beide waren so glücklich wie der Tag lang war.
Der Uhrmacher hatte schon viele wunderbare Uhren gemacht, so dass die Leute von fernen Ländern kamen, um sie zu sehen. Aber jetzt arbeiteten er und seine Tochter an einer noch schöneren Uhr, als je zuvor. Sie zeigte nicht nur die Zeit an, sondern den Tag und sogar die Zeit des Auf- und Untergangs der Sonne und des Mondes. Alle Stunde gab es solch ein Ertönen von Glöckchen. Aber noch etwas Besonderes passierte zur vollen Stunde. Über dem Zifferblatt waren an jeder Seite zwei Figuren. Auf der einen Seite war der alte Vater Zeit. Jede Stunde stand er von seinem Stuhl auf, hob seine Sense und drehte die Sanduhr um, um alle daran zu erinnern, wie wichtig jede Stunde sei und um jede Stunde zu nutzen, als ob es die letzte wäre. Als er sich setzte, kam die zweite Figur, ein Engel, hervor und breitete die Flügel aus, um alle daran zu erinnern, dass Gott und seine Engel immer da seien.
Wenn der Engel fertig war, öffneten sich zwei kleine Türen zwischen dem alten Vater Zeit und dem Engel. Durch die Tür war das Jesuskind in einer Krippe auf Heu und auf Stroh zu sehen. Seine Mutter Maria war da und Josef und sogar der kleine Esel. Die Hirten und die drei Weisen waren auch da und der Stern leuchtete von oben. Dahinter war der Engelchor so zierlich und schön geschnitzt, dass man den Eindruck bekam, es wären wirklich Engel da, die Halleluja sängen und spielten und nicht die kleine Spieluhr im inneren der Uhr.
„Dies wird bestimmt die schönste Uhr auf der ganzen Welt sein“, sagte Klara. „es ist eine Uhr, wie für einen König gemacht.“
Eines Tages, nicht lange nachdem die Uhr fertig war, kam der König. Der König Roland. Er war jung und sehr stolz. Er glaubte, er wäre sehr wichtig und das, was er sagte, sei wahr und müsse befolgt werden. Er war jung aber kein guter König. Ein guter König würde seine Untertanen lieben aber der stolze König Roland dachte nur an sich selbst.
Der König kam zur Werkstatt des Uhrmachers. „Ich hörte“, sagte er „dass du die allerschönste Uhr der Welt gemacht hättest und ich will sie sehen.“ Der Uhrmacher zeigte dem König die Uhr. Er zeigte ihm, wie sie funktioniert und wie jede kleine Figur funktioniert und der König war sehr zufrieden. „Es ist eine Uhr, wie für einen König gemacht.“ sagte der Uhrmacher. „Hast du sie selber gemacht?“ fragte der König. „Zusammen mit meiner Tochter Klara.“ sagte der Uhrmacher.
Da fielen die Augen des Königs auf das kleine Mädchen Klara und er dachte, er hätte nie jemanden so schönes gesehen. Ihre Schönheit strahlte von innen heraus, ganz anders als diese angepinselten Damen im Schloss des Königs.
„Ich werde die Uhr haben“ sagte der stolze König Roland „und das kleine Mädchen soll mit mir kommen, um im Schloss zu leben und um die Uhr in Ordnung zu halten.“
Da weinte Klara bitterlich und auch ihr Vater. Der König versprach Klara schöne Kleider und dem alten Mann Reichtum, aber das war egal. Der König hatte es beschlossen und er dachte gar nicht an die Gefühle der anderen. Er befahl seinen Dienern, die Uhr mitzunehmen und er selber hob Klara auf sein Pferd und ritt zum Palast zurück. All die armen Leute traten zurück und wunderten sich über das schöne Mädchen, das mit dem König ritt.
So kam Klara zum Palast. Sie hatte eine Freude und das war die Uhr, die im großen Saal des Palastes stand. Sie kümmerte sich um die Uhr. Jeden Tag ging sie in den großen Saal und wartete vor der Uhr zur vollen Stunde. Sie beobachtete Vater Zeit und den Engel und freute sich besonders an das Jesuskind in der Krippe. Dann war sie am Glücklichsten und in diesem Moment sang sie mit den Engeln das „Halleluja“. König Roland sah sie nicht sehr oft, weil er immer weg war, jagen oder feiern mit seinen Freunden.
Drei Jahre vergingen. Im Sommer des dritten Jahres regnete es nicht. Es war der trockenste Sommer an den sich die Leute erinnern konnten. Die ganze Ernte war zerstört. Als August kam, gingen die Bauern mit ihren Arbeitern auf die Felder, um das goldene Korn zu ernten, aber da war nichts. Kein Getreide für die Leute zum Brot backen! Kein Futter für das Vieh! Arme Leute! Aber der stolze König Roland, der seine ganze Zeit mit Jagen und Feste feiern verbrachte, dachte nicht an seine armen Untertanen. Er sandte Diener in die benachbarten Länder, um Getreide für seine eigenen Scheunen zu holen. Die reichen Leute kauften ebenfalls Getreide von anderen Ländern, verkauften es für einen hohen Preis weiter und wurden noch reicher.
Die armen Leute verkauften all ihre Habseligkeiten, um Brot kaufen zu können. Danach blieben sie hungrig und ihre Kinder blieben auch hungrig. Sie flehten vor Hunger aber das fiel bei König Roland auf taube Ohren. Sie kamen am Palast zusammen und schrien: „Gib uns Brot!“ Aber es ärgerte den König nur und er fühlte sich belästigt und er befahl seinen Soldaten, die armen Leute wegzuschicken.
Dann kam der Winter. Es gab eine Person im Schloss, die mit den armen Leuten weinte. Das war Klara. Klara kaufte Brot und gab es den armen Leuten und hungrigen Kindern. Der König hörte, dass Klara das Brot von seinen Scheunen diesen Leuten, die gegen ihn schreiend vor seinem Palast hin und her marschierten, gab. Er war sehr ärgerlich, stürmte durch alle Säle des Palastes und rief Klara.
Es war der erste Advent und Klara stand vor der Uhr im großen Saal des Palastes. Sie hatte einen Adventskranz über die Uhr gehängt und die erste Kerze angezündet. In diesem Moment stürmte der ärgerliche König Roland herein.
„Gibst du mein Getreide an diese schreienden elenden Leute?“ brüllte er.
„Der König sollte alles mit seinen Untertanen teilen.“ sagte Klara. Der König wusste nicht, was er antworten sollte.
„Was bedeutet dieses alles?“ wollte er wissen. „und für wen ist die Kerze?“
„Ich habe diese Kerze für meinen König angezündet.“ sagte Klara.
„Für mich?“
„Nein, für den König der Könige, der König, der in der Krippe geboren ist.“
„Ich hatte eine goldene Wiege und eine Krone.“ sagte König Roland.
„Aber hattest du einen hellen Stern, als du geboren warst? Sind die Engel vom Himmel gekommen und haben sich über dich gefreut?“ König Roland wusste keine Antwort. Er drehte sich um und ging raus.
„König der Könige! Und in einer Krippe!“ sagte er. Aber er war beunruhigt. Seine Untertanen erhoben sich gegen ihn. Einige waren in seine Scheunen eingebrochen und stahlen Getreide. Der König musste seine Soldaten hinausschicken, um die Störung zu beseitigen. Viele Leute wurden verletzt.
Am folgenden Sonntag schrie ihn ein alter Mann auf den Palaststufen an. Der König ging in den großen Saal des Palastes und saß alleine wartend da, traurig und deprimiert und wusste nicht, was zu tun wäre. Da trat Klara herein. Sie zündete zwei Kerzen an und setzte sich zu dem König. Dann schlug es zur Stunde und Vater Zeit stand auf, der Engel kam hervor und dann öffneten sich die Türen. Es war lange, lange her, dass König Roland die Uhr bemerkt hatte. Es war ein Spielzeug was ihn schon längst langweilte. Aber nun beobachtete er es.
„Wer sind die, die vor dem Kind knien?“ fragte er.
„Das sind arme Hirten. Aber Gott sandte seine Engel, um ihnen zu singen und als erstes von der Geburt Jesu zu hören, so arm, wie sie auch waren. Denn es war genau für diese armen, unterdrückten und einsamen Leute, dass Jesus gekommen ist.“
König Roland war still und beide hörten wieder das Lied der Engel von der kleinen Uhr, bevor sich die Türen wieder schlossen. Dann wandte der König sich an Klara:
„Was er getan hat, will ich auch tun. Ich will es versuchen. Ich werde auf der Seite meiner Untertanen stehen.“
„Das wird schwer sein.“ sagte Klara. „die Reichen werden sich gegen dich wenden.“
„Ich bin König“ sagte er „sie werden auf ihren König hören.“
Er drehte sich weg und ging fort. Klara war sehr froh; aber sorgte sich auch um den König, denn sie fürchtete was passieren könnte.
Am nächsten Tag wurden Boten durch das ganze Land gesandt, um den Leuten zu sagen, dass Getreide für die niedrigsten Preise verkauft würde. Für die, die nicht bezahlen könnten, würde der König selber von seinen Scheunen geben. Währenddessen schickteer Wagen, um mehr Getreide von den Nachbarländern zu kaufen. Das war eine große Überraschung für alle Leute und die ganze Stadt war aufgeregt.
Überall gab es Gruppen von Leuten, die flüsterten und es wunderten sich auch des Königs Generäle und reiche Kumpanen. Nicht lange, und sie kamen zum König. Sie beugten sich tief vor dem König und sprachen. Seine Berater sagten ihm, es wäre unmöglich, auch wenn sie seinen guten Willen respektieren würden. Wie würde das ausgehen? Warum? Bald würden sie kein Getreide und kein Geld mehr haben und wie könnten sie dann das Land regieren? Sein General sagte ihm, es würde nur seine Untertanen durcheinander bringen. Die einzige Möglichkeit zu regieren sei, die armen Leute zu unterdrücken. Die Armee hätte keine Macht, wenn die Leute machen können, was sie wollten. Seine Freunde sagten ihm, er würde das Land ruinieren und alles zerstören, für was das Land stand. Er wäre ein Verräter derer, die seine Freunde waren und ihm immer halfen.
Aber der König blieb fest und sagte ihnen, er müsse jetzt das tun, was er in seinem Herzen spüre. So gingen sie weg und besprachen wie sie ihn beseitigen könnten und wählten untereinander einen neuen König.
Am dritten Advent wartete der König vor der Uhr.
„Der König der Könige muss stark gewesen sein.“ sagte er, wie hätte er die Reichen und Herrschenden besiegen können?“
Klara antwortete: „Sie haben ihn gekreuzigt.“
Der König erhob sich. „Aber er ist der König der Könige!“
„Er kämpfte nicht gegen Menschen, sondern gegen alles Falsche und alles, was zum Tode führt. Die Waffen, die er benutzte, waren Liebe und alle Dinge, die Leben bringen. Er hat den Tod überwunden. Er lebt heute noch. Er ist bei uns, wenn auch wir gegen alles Falsche und gegen Hass Stellung nehmen.“
Lange stand der König da und dachte nach. Dann ging er, ohne ein Wort zu sagen, in seine Gemächer zurück. Es war Heilig Abend. Vor der kleinen Uhr stand ein großer Weihnachtsbaum den Klara für den König schmückte. Dabei sang sie. Ihr Herz sang mit, weil es ein besonderes Fest für den König Roland war und weil ihr Vater bald kommen würde, um mit ihnen im Palast zu leben.
Plötzlich hörte man laute und furchtbare Schreie im Palast. Die Türen des großen Saales wurden aufgerissen. Ein Soldat, dessen Kleider zerrissen und schmutzig waren, kam hereingestürzt. „Sie haben den König mitgenommen! Sie haben den König mitgenommen!“ schrie er
Der König lag gefesselt und stöhnend vor Schmerzen im Wald. Es war eine bitterkalte Nacht und es schneite immer noch. Der König wusste, dass er nicht in der Lage wäre, sich zu retten, und dass er bis zum Morgen mit Schnee bedeckt und erfroren sein würde. Nur ein Wildschwein hatte seinen Weg zu ihm gefunden. Es rannte wie wild durch die Büsche, weil es Angst vor den Soldaten hatte, die laut rufend und singend zurück kamen, weil sie sich auf ihre Belohnung freuten.
Aber König Roland dachte nicht an sich und auch nicht an die lautstarken witzereißenden Männer, die ihn gefesselt hatten. Er dachte an Klara. Würden sie sie auch misshandeln? Er dachte jetzt an diejenigen, die er bis vor zwei Wochen verachtet und schlecht behandelt hatte und denen er nicht genug zu essen gegeben hatte. Da bat er Gott, sein Volk und Klara zu beschützen.
Es war seltsam, doch wusste König Roland jetzt zum ersten Mal, was echte Freude war, obwohl er der mächtigste und reichste Mann im Land gewesen war. Er wusste es jetzt, obwohl all sein Reichtum von ihm genommen war und er weder Essen noch Unterkunft, noch Hilfe für seine Wunden hatte. Er verstand, was Klara versucht hatte ihm zu erklären und ihm war klar, in wie viel Not er sein Volk gebracht hatte.
Plötzlich hörte er ein lautes Rufen und obwohl er sehr schwach und ihm sehr kalt war, antwortete er. Dann sah er eine kleine Gruppe Menschen durch die kahlen Bäume auf ihn zu kommen. Es war Klara mit ein paar armen Landleuten mit Beilen, Decken und etwas zu essen. Die Hunde des Königs waren auch dabei! Sie waren ihm in den Wald gefolgt und waren dann der Fährte des Wildschweines gefolgt, die sie zum König führte.
Vorsichtig trugen die Männer ihren König nach Hause. Mit seinen zerrissenen Kleidern und steif vor Kälte trugen sie ihn durch die Straßen. Alle kamen aus ihren Häusern und sangen vor Freude. Die Leute, die sich gegen ihn erhoben hatten, waren in ein weit entferntes Land geflohen. Frieden und Liebe herrschten wieder.
König Roland war jetzt ein weiser und guter König. Jede Stunde besuchten ihn weiterhin der alte Vater Zeit und der Engel. Zuletzt öffneten sich die Türen und dort war das Jesuskind. Alle Engel sangen „Halleluja“.
Die Uhr war der wertvollste Gegenstand im gesamten Palast.