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    Mammotropism, conceptual art by Ken Alexander

    Gandhi über Jesus und Geld

    Trinke tief aus den Quellen der Bergpredigt, sagt Gandhi, aber dann wirst du deine Einstellung zum Reichtum ändern müssen.

    von Mahatma Gandhi

    Dienstag, 24. Januar 2023

    Verfügbare Sprachen: English

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    Während seiner Reise durch Ceylon richtete Gandhi die folgende Botschaft an die christlichen und buddhistischen Jugendlichen, die sich im CVJM Colombo versammelt hatten, um ihn zu hören.

    Euch, meine jungen ceylonesischen Freunde, sage ich: Lasst euch nicht von dem Glanz blenden, der aus dem Westen zu euch kommt. Lasst euch von diesem vergänglichen Spektakel nicht aus dem Konzept bringen. Der Erleuchtete hat euch in unvergesslichen Worten gesagt, dass diese kurze Lebensspanne nur ein vorübergehender Schatten ist, ein flüchtiges Ding, und wenn ihr die Nichtigkeit all dessen erkennt, was vor euren Augen erscheint, die Nichtigkeit dieser materiellen Hülle, die wir vor uns sehen und die sich ständig verändert, dann gibt es in der Tat Schätze für euch da oben und Frieden für euch hier unten, einen Frieden, der alles Verstehen übersteigt, und ein uns völlig fremdes Glück. Es erfordert einen erstaunlichen Glauben, einen göttlichen Glauben und das Aufgeben von allem, was wir vor uns sehen. Was hat Buddha getan und Christus und auch Mohammed? Ihr Leben war geprägt von Selbstaufopferung und Entsagung. Buddha verzichtete auf alles weltliche Glück, denn er wollte sein Glück mit der ganzen Welt teilen, das den Menschen zuteil wird, die auf der Suche nach der Wahrheit Opfer bringen und leiden. …

    Hebt also nicht ab, lasst euch nicht von der Einfachheit eurer Vorfahren abbringen. Es wird eine Zeit kommen, in der diejenigen, die heute mit wahnsinniger Geschwindigkeit ihre Bedürfnisse vervielfachen, und dabei denken, dass sie zur wirklichen Substanz, zum wirklichen Wissen der Welt beitragen, umkehren und sagen werden: „Was haben wir getan?“ Zivilisationen sind aufgestiegen und untergegangen, und obwohl wir so stolz auf unseren ganzen Fortschritt sind, bin ich immer wieder versucht zu fragen: „Wozu?“ Wallace, ein Zeitgenosse Darwins, hat das Gleiche gesagt. Fünfzig Jahre grandioser Erfindungen und Entdeckungen, so sagte er, haben der moralischen Größe der Menschheit keinen Zentimeter hinzugefügt. Das meinte auch jemand, den man einen Träumer und Visionär nennen könnte – Tolstoi. Das sagten auch Jesus, Buddha und Mohammed, deren Religionen heute in meinem eigenen Land geleugnet und verfälscht werden.

    Trinkt tief aus den Quellen, die euch in der Bergpredigt gegeben werden, aber dann geht auch in Sack und Asche. Die Lehre dieser Predigt trifft auf jeden einzelnen von uns zu. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Gott, der Barmherzige und Gnädige, die Toleranz in Menschengestalt, erlaubt dem Mammon, sein kurzlebiges Spektakel zu entfalten. Aber ich sage euch, Jugend Ceylons, flieht vor diesem zerstörerischen Spektakel, das sich auch selbst zerstören wird.

    Veröffentlicht in Young India, 8. Dezember 1927.

    Mammotropism, Konzeptkunst von Ken Alexander

    Ken Alexander, Mammotropism, 2007


    Aus einem Vortrag, den Gandhi bei einem Treffen der Muir Central College Economic Society in Allahabad am Freitag, dem 22. Dezember 1916 hielt:

    „Denke nicht an den morgigen Tag“ ist eine Aufforderung, die sich in fast allen Religionen der Welt wiederfindet. In einer gut geordneten Gesellschaft sollte die Sicherung des Lebensunterhalts die einfachste Sache der Welt sein und so ist es auch. In der Tat sagt nicht die Zahl der Millionäre in einem Land etwas darüber aus, ob eine gute Ordnung herrscht, sondern die Abwesenheit von Not und Hunger in der Masse der Bevölkerung.

    Die einzige Aussage, die es zu prüfen gilt, ist, ob es als allgemein gültiges Gesetz festgeschrieben werden kann, dass materieller Fortschritt moralischen Fortschritt bedeutet. Wir wollen dies etwas ausführen. Rom erlitt einen moralischen Niedergang, als es großen materiellen Wohlstand erreichte. So war es auch in Ägypten und vielleicht in den meisten Ländern, von denen wir historische Aufzeichnungen haben. Auch die Nachkommen und Verwandten des königlichen und göttlichen Krishna wurden dekadent, als sie in Reichtümern schwammen. Wir sprechen den Rockefellers und Carnegies nicht ab, ein gewisses Maß an Moral zu besitzen, sondern beurteilen sie gerne mit viel Nachsicht. Damit meine ich, dass wir von ihnen nicht einmal erwarten, dass sie höchste moralische Ansprüche erfüllen. Bei ihnen hat materieller Aufstieg nicht unbedingt zu moralischem Aufstieg geführt. In Südafrika, wo ich das Privileg hatte, enge Kontakte mit Tausenden unserer Landsleute zu pflegen, habe ich fast immer beobachtet, dass die moralische Verkommenheit umso größer war, je mehr Reichtum sie besaßen. Unsere reichen Männer haben, gelinde gesagt, den moralischen Kampf des passiven Widerstands nicht so weit vorangebracht wie die Armen. Das Selbstwertgefühl der Reichen war nicht so schwer verletzt worden wie das der Ärmsten. Wenn ich keine Angst hätte, mich auf gefährliches Terrain zu begeben, würde ich sogar noch weiter gehen und aufzeigen, wie der Besitz von Reichtümern ein Hindernis für echtes Wachstum gewesen ist. Ich wage zu behaupten, dass die heiligen Schriften dieser Welt weitaus verlässlichere und fundiertere Abhandlungen über die Gesetze der Wirtschaft sind als viele moderne Lehrbücher.

    Die Frage, die wir uns stellen, ist nicht neu. Sie wurde schon vor zweitausend Jahren von Jesus angesprochen. Der Apostel Markus hat die Szene anschaulich beschrieben. Jesus ist ernst. Er spricht über die Ewigkeit. Er kennt die Welt um sich herum. Er selbst ist der größte Ökonom seiner Zeit. Es ist ihm gelungen, Zeit und Raum zu überwinden. Da kommt einer zu ihm gelaufen, kniet nieder und fragt:

    Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? Aber Jesus sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als der eine Gott. Du kennst die Gebote: „Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.“ Er aber sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach! Er aber wurde betrübt über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter. Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! Die Jünger aber entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist’s, ins Reich Gottes zu kommen! Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.

    Hier haben wir ein ewiges Gesetz, formuliert in den edelsten Worten, welche die menschliche Sprache hervorbringen kann. Aber die Jünger konnten ihm nicht glauben, genau wie wir heute. Sie sagten zu ihm, was auch wir heute sagen: „Schau doch, dieses Gesetz lässt sich nicht in die Praxis umsetzen. Wenn wir nichts verkaufen und nichts besitzen, werden wir nichts zu essen haben. Wir müssen Geld haben, sonst können wir nicht einmal einigermaßen moralisch sein.“ Und das führen sie als Grund an:

    Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann selig werden? Jesus sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist’s unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott. Da fing Petrus an und sagte zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlässt um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfange: jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen – und in der kommenden Welt das ewige Leben. Viele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind.

    Hier sehen wir das Ergebnis oder, für diejenigen, die diesen Begriff bevorzugen, die Belohnung für die Befolgung des Gesetzes.

    Veröffentlicht in Speeches and Writings of Mahatma Gandhi (Madras: Natesan & Co., 1933), 350–53. Aus dem Englischen übersetzt von Daniel Hug.

    Von Mahatma Gandhi Mahatma Gandhi

    Der indische Rechtsanwalt Mohondas Karamchand „Mahatma“ Gandhi (1869–1948) setzte Gewaltlosigkeit und zivilen Ungehorsam ein, um Indien von der britischen Herrschaft zu befreien. Gandhi arbeitete für Frieden durch Gewaltlosigkeit.

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