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CheckoutSechs Tage vor Beginn des Passahfestes kam Jesus wieder nach Bethanien, wo er Lazarus von den Toten auferweckt hatte. Jesus zu Ehren hatte man dort ein Festmahl vorbereitet. Marta half beim Bedienen, während Lazarus unter den Gästen war, die mit Jesus aßen. Da nahm Maria ein Fläschchen mit reinem, kostbarem Nardenöl, goss es über Jesu Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Der Duft des Öls erfüllte das ganze Haus. Joh.12,1-3, Math.26,6+7, Mark.14,3.
Bekennermut
Von der Rosenstadt Jericho war der Herr auf seiner letzten Reise bis zu dem friedlichen kleinen Dorf Bethanien, d.h. Palmenhaus, gelangt welches, nur eine halbe Stunde von Jerusalem entfernt, auf dem Ölberg lag. Hier bereitete ihm Simon der Aussätzige am Sonnabend vor dem Palmsonntag ein Liebesmahl. Zu dieser Tat der Gastfreundschaft gehörte damals ein freudiger Bekennermut, denn der Hoherat hatte schon einen öffentlichen Haftbefehl gegen den Herrn erlassen. (Joh.11,57)
Zu dieser Tat der Gastfreundschaft gehörte damals ein freudiger Bekennermut, denn der Hoherat hatte schon einen öffentlichen Haftbefehl gegen den Herrn erlassen.
Aber bei diesem Mahl war er sicher und von dankbarer Liebe umgeben. Der Hauswirt, den er vom Aussatz geheilt, Lazarus den er vom Tod auferweckt, die Jünger, die er sich erwählt, Maria und Martha, die ihm so gerne dienten, bildeten die Gesellschaft. Hier war dem Herrn mit den Seinen vor dem Ausbruch des letzten Sturmes, noch eine kleine Weile stillen Friedens vergönnt.
Doch trübe Ahnungen, durch die Leidensankündigungen des Herrn und die offenkundigen Nachstellungen der Feinde erweckt, lasteten auf der Gesellschaft und dämpften die Freude. Am tiefsten wurde Maria von Wehmut ergriffen und gerade dadurch steigerte sich ihre Liebe aufs Höchste. Sie trug ein köstliches Kleinod bei sich, ein Balsamgläschen mit Nardenwasser.
Aus dem Drang ihrer Liebe heraus zerbrach sie das Glas und goss den ätherischen Inhalt über ihres Heilandes Füße. So zerbrach sie auch die äußeren Formen der weiblichen Zurückhaltung, um ihn ganz in den Duft ihrer Liebe zu hüllen. Er hatte ihre Seele gesalbt mit den Worten seines Geistes, sie salbte seine Füße mit den Narden ihrer Liebe. Er hatte ihre Tränen an des Bruders Grabe getrocknet, sie trocknete seine Füße mit den Haaren ihres Hauptes.
Er hatte ihre Seele gesalbt mit den Worten seines Geistes, sie salbte seine Füße mit den Narden ihrer Liebe. Er hatte ihre Tränen an des Bruders Grabe getrocknet, sie trocknete seine Füße mit den Haaren ihres Hauptes.
Überall, wo sich gläubige Seelen in Eintracht sammeln, die wissen, dass auch sie durch diesen Heiland vom Aussatz der Sünde gereinigt und aus dem Rachen des Todes gerettet sind, die ihm von Herzen danken, die von ihm nicht lassen können, da entsteht wieder ein geistliches Bethanien, da bleibt der Herr noch heute in ihrer Mitte und segnet ihre Gemeinschaft mit seiner friedebringenden Nähe.
Aber wo sind die Mariaseelen, die ihr altes Herz zerbrechen und ihr Alles freudig hingeben im Dienst seiner Liebe? Der Herr kennt sie und sieht sie im Tal der Demut blühen, wo sie meist still und verborgen, ihrem Erlöser zum Dank, ihrem Nächsten zum Heil dienen. Ja, die Brautgemeinde des Herrn ist selbst solch eine Maria, wenn sie seine Passion, sei es in kleinen Familienkreisen, sei es in großen Versammlungen feiert und ihn mit Glaube und Andacht, mit Verehrung und Gebet auf seinem Leidens- und Todeswege begleitet.
(1828-1898) war evangelischer Pfarrer und Stadtprediger in Riga und veröffentlichte diese Andachten 1895