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CheckoutEwige Freude wird über ihrem Haupte sein. Jesaja 35,10
Wie sollen wir den freudlos und mutlos Gewordenen helfen können, wenn wir nicht selbst von Mut und Freude getragen sind? Nichts Gemachtes, Erzwungenes, sondern etwas Geschenktes, freies ist da gemeint. Bei Gott wohnt die Freude und von ihm kommt sie herab und ergreift Geist, Seele und Leib, und wo diese Freude einen Menschen gefasst hat, dort greift sie um sich, dort reißt sie mit, dort sprengt sie verschlossene Türen.
Es gibt eine Freude, die von Schmerz, Not und Angst des Herzens gar nichts weiß; sie hat keinen Bestand, sie kann nur für Augenblicke betäuben.
Die Freude Gottes ist durch die Armut der Krippe und die Not des Kreuzes gegangen; darum ist sie unüberwindlich, unwiderleglich. Sie leugnet nicht die Not, wo sie da ist, aber sie findet mitten in, gerade in ihr, Gott; sie bestreitet nicht die ernste Sünde, aber sie findet gerade so die Vergebung; sie sieht dem Tod ins Auge, aber sie findet gerade in ihm das Leben. Um diese Freude, die überwunden hat, geht es. Sie allein ist glaubwürdig, sie allein hilft und heilt.
Manche von uns leiden sehr darunter, dass sie gegen so viel Leiden, wie es diese Kriegsjahre mit sich bringen, innerlich abstumpfen. Neulich sagte einer zu mir: Ich bete täglich darum, dass ich nicht stumpf werde. Das ist gewiss ein gutes Gebet. Und doch, wir müssen uns davor hüten, uns selbst mit Christus zu verwechseln. Christus erlitt alles Leiden und alle Schuld der Menschen selbst in vollem Maße, ja darin war er Christus, dass er und er allein alles ertrug.
Aber Christus konnte mitleiden, weil er zugleich aus dem leiden erlösen konnte.
Wir sind nicht berufen, uns die Leiden der ganzen Welt aufzubürden. Das Mitleiden-wollen aus eigener Kraft muss, zu Boden gedrückt, zur Resignation werden. Wir sind nur berufen, voller Freude auf den zu sehen, der in Wirklichkeit mitlitt und der Erlöser wurde.
Voller Freude dürfen wir es glauben, dass einer da war, da ist, dem kein menschliches Leid und keine menschliche Sünde fremd ist und in tiefster Liebe unsere Erlösung vollbracht hat.
Aus: Dietrich Bonhoeffer „Kirchenkampf und Finkenwalde: Resolutionen, Aufsätze, Rundbriefe 1933 – 1943“ (Gesammelte Schriften, Band 2)