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Die Worte eines Dichters laden uns ein, in der Heiligen Nacht und an jedem Tag mit den Ärmsten an der Krippe zu knien.
von Georg Johannes Gick
Mittwoch, 29. November 2023
Verfügbare Sprachen: English
Dieser ungewöhnliche und doch ergreifend schöne Zyklus von Weihnachtsgedichten, der erstmals 1935 auf Deutsch erschien und später von Jere Brunner ins Englische übersetzt und von Marlys Swinger als Kinderkantate vertont wurde, spielt im Stall in der Weihnachtsnacht. Christus kam nicht in einer prächtigen, vergoldeten, königlichen Umgebung, sondern in einer so bescheidenen und armen, dass selbst die einfachsten Geschöpfe Gottes seine Macht als das erkennen konnten, was sie war - nicht von dieser Welt, sondern von Gott. Die alltäglichen Dinge haben, jedes auf seine Weise, Anteil an der wunderbaren Geburt, ebenso wie die alltäglichen Personen, die zur Anbetung kommen - unter ihnen finden wir uns wieder.
Der Poet Georg Johannes Gick spricht in der Person "Der Dichter" in einer Weise von sich, der wir uns anschließen wollen:
Lass ein Weilchen noch mein Leben
vor dem Wunder kniend ruhn,
Dann will ich es dir vergeben
und mein Herz für dich vertun.
Im Mittelpunkt von Die Hirtenflöte (The Shepherd's Pipe) steht zwar das Weihnachtsfest selbst, aber alle Stimmen, die darin zu Wort kommen, haben jeden Tag und zu jeder Zeit Gültigkeit. Die Gedichte können immer wieder neu gelesen werden. Noch besser ist es, den Liedern zuzuhören (oder sie zu singen!). Sie sind so einfach, dass sie jeder lernen kann. Das Weihnachtserlebnis wird dadurch um einiges reicher sein. Die folgende Auswahl stammt aus dem ersten Teil: "Das Herz hebt die Hände".
Laden Sie das vollständige PDF von "Die Hirtenflöte" im Original herunter, als Gedichte oder als Noten, (passend zur englischen Übersetzung), oder laden Sie die englische Audioversion herunter.
Das Büschel Heu
Sieh, ich bin das Büschel Heu
aus der Krippennacht,
darauf die Liebe Immertreu
sich zur Welt gebracht.
Ach, ich bin ein armes Bett
für den kleinen, groβen Gott!
Wenn ich das geahnet hätt,
ei, du tausendliebe Not!
So bitt das Kind, du heilige Mutter,
dass ich noch auf dieser Erde
einem kleingewordnen Bruder
schön zum Kripplein werde.
Der Halm
bin ein Halm vom Krippenstroh
aus der heiligen Nacht,
hab der Liebe überfroh
mich zum Bett gemacht.
Strample mir die Körner aus,
aller Liebe Kind,
dass ich in dem Hirtenhaus
meine Wurzeln gründ.
Segnest weit du durch die Welt
bis ans andere End,
bin ich schon ein reifes Feld,
harrend deiner Händ.
Ist dir dann zum Martertod
hoch das Kreuz erricht,
brichst du mich als braunes Brot
für der Welt Gericht.
Das Winkelspinnele
Bin das Winkelspinnele
unterm Krippendach.
Ich werke für das Kindele
Tag und Nächte wach.
Allen Müden, die da kommen
zu dem Gottesbrüderlein,
spinne ich die Krippenliebe
in ihr Herz hinein.
Und hab ich mich selbst versponnen
für so vieler Herzen Schrein,
soll das Kindl zu mir kommen
und mich spinnen ein.
Das Endlein Weg
Wollt, ich wär ein Endlein Weg
oder gar nur stumme Brücke,
dass ich zu dem Weihnachtsglücke
einer Sehnsucht würd zum Steg!
Wenn nur einer kehrte ein,
Kind und Mutter grüβte,
wollten meines Weges Füβe
gern verwandert sein!
Das Hirtenlied
Bin ein frommes Hirtenlied
und sing vorm Krippenstall
und rufe auf die Weihnachtsweid‘
die Menschenlämmer all.
Ich locke durch die Winternacht
zu allen, die verirrt:
O sehet, wie die Liebe wacht
im Stall vom guten Hirt!
Und drücket sich zu später Nacht
ein Müdes scheu zum Gatter ein,
will ich gerne müdgewacht
und versungen sein.
Die Kerze
Eine Kerze laβ mich sein
und vorm Kripplein stehen
als ein helles Kommherein
allen, die vorübergehen …
Dass ein armes Menschenkind,
das ging gar verlassen,
wieder heim zur Krippe find’
von der Erde Straβen.
Dann lass liebend tropfen hin
mich zum Herz des Stalles:
Wenn ich selber nicht mehr bin,
dann erst bin ich alles!
Die Glocke
Ich läut es allen Orten
und tön es jedem Tal:
Gott ist unser Bruder worden
in dem Kripplein schmal!
Hab ich allen es gesungen,
dass sie eilig laufen,
komm ich selber heimgesprungen,
um mich zu verschnaufen.
Laut dann läuten alle Herzen
Gott zu Lob und Lohn
und verblühn als rote Kerzen
Still vor Gottes Thron …
Das ist dann die letzte Weihnacht,
wo wir selbst das Wunder sind,
und Gott Vater und sein Sohne
feiern mit des Geistes Kind!
Das Wunder
Als schliefen alle Winde,
kam die heilige Frau herein
und legte mir ihr Kinde
in das Herz hinein.
Da ward mein Herz zur Krippe!
Mein Leib, der wuchs zum Stall!
Mein Leben ist nun Brücke
zu den Brüdern all.
Zu bringen jedem Herzen
das himmlische Kindelein,
dass alle gehen wie Kerzen
in die letzte Weihnacht ein!