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CheckoutGemeinschaft als ein Zeichen des kommenden Königreiches
The secret of community lies in the personal decision of each member to surrender to the whole and to exercise his or her will for the good.
von Eberhard Arnold
Mittwoch, 9. April 2014
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Das Gleichnis des Körpers ist also ebenso wenig zufällig gewählt wie die Nachricht, dass Gott die Erde gewinnen wird, dass sie Friede und Freude und Gerechtigkeit wird. Die Menschheit wird ein Organismus sein, genau wie jeder einzelne, beseelte Körper aus selbständigen, einzelnen Zellen besteht. Dieser Organismus lebt schon heute in der verborgenen Gemeinde.
Dieser Organismus lebt schon heute in der verborgenen Gemeinde.
Sich zur unsichtbaren Wirklichkeit und Einheit der Gemeinde zu bekennen bedeutet, zu wissen, dass wir dort, wo wir uns im Geist Gottes bewegen, im tiefsten Sinne frei sind. Je bestimmter und selbständiger eine beauftragte Gruppe ihren Weg zu gehen hat, umso tiefer muss in ihr das Einheitsbewusstsein und Zugehörigkeitsbewusstsein der una sancta gegenüber sein, umso dringender braucht sie die Gegenseitigkeit des Dienstes der ganzen Gemeinde, die Korrektur und Erziehung durch die Einstimmigkeit der Glaubens- und Lebenshaltung der Gemeinde als ganzer.
Die einzelnen Vereinigungen, die einzelnen Haushalte, die einzelnen Siedlungen sind, soweit sie lebendig sind, selbständige Zellen in dem großen Organismus, gerade wie in ihnen die einzelnen Familien und die einzelnen Menschen. Ihre Selbständigkeit besteht darin, dass ein jeder in seiner besonderen Art für die Gesamtheit lebt. Die einzelnen Zellen bauen als ihr Leben die Zellengemeinschaft auf, zu der sie gehören.
Das Geheimnis besteht in einer Freiheit der Selbstbestimmung, die eine Hingabe an das Ganze ist.
Das Geheimnis besteht in einer Freiheit der Selbstbestimmung, die eine Hingabe an das Ganze ist. In anderen Worten: in der Freiheit des guten Willens. Die einzige Freiheit, in der gemeinsames Leben bestehen kann, ist der Bevormundung und der Beherrschung durch menschlichen Eigenwillen ebenso entgegengesetzt wie der Haltlosigkeit und Zügellosigkeit.
Wenn eine Gemeinschaft ergriffener Menschen an den Geist glaubt, dann lebt die Freiheit der Einzelnen in dem freien Entschluss eines Gemeinschaftswillens, der durch den Geist bewirkt wird. Die Freiheit wird als der Wille des Guten zu einer von innen kommenden Einheit und Einstimmigkeit, denn der Wille des so befreiten Menschen ist für das kommende Reich, für die Einheit Gottes, für die ganze Menschheit da. Er steht, zu höchster Anspannung seiner Kräfte geschaffen, als kämpfender Wille in einer tödlichen Welt.
Der Wille des so befreiten Menschen ist für das kommende Reich, für die Einheit Gottes, für die ganze Menschheit da.
Hier muss er sich gegen alle zerstörenden Gewalten der Lüge und der Unreinheit und gegen alle versklavenden Gewalten des Kapitalismus und der militärischen Waffen behaupten. Er ist der Wille zum Kampf gegen den Geist des Mordens, gegen alle Feindseligkeit, auch gegen das streitende, hetzende Gift der Zunge, gegen Unrecht und Ungerechtigkeit der Menschen untereinander, also gegen das Wesen des Hasses und Todes, gegen alle Nichtgemeinschaft im großen, öffentlichen Leben wie im kleinsten, persönlichen Dasein.
Der Ruf der Freiheit ist der Ruf zu einem Feldzug, der keine Pause lässt, zu einem Krieg, der keine Erholung gönnt. So gerufene Menschen sind ununterbrochen auf dem Sprung. Die Not der Unterdrückten und Benachteiligten, die Solidarität mit den wirtschaftlich Ausgebeuteten, der Kampf gegen das Schlechte in sich selbst und überall in der Umwelt erfordert die stärkste Willenskraft, die überhaupt unter Menschen möglich ist, die Entfaltung aller Kräfte, die Menschen gegeben werden können.
Dieser Kampf gegen alles Schlechte, gegen alles, was die Gemeinschaft vergiftet oder zerstört, wird im eigenen Gemeinschaftsleben stärker geführt als gegen die Außenwelt und bei weitem am stärksten und härtesten in jedem Einzelnen selbst. Es wird im gemeinsamen Leben jede Art von Weichlichkeit und jede schwächliche Zartheit durch die glühende Härte der Liebe überwunden. Der Geist der Gemeinschaft nimmt in jedem Einzelnen Kampfstellung ein und bekämpft von seinem besseren, berufenen, neuen Menschen aus rückhaltlos das alte Menschtum in ihm.
Es ist klar, dass dieser Freiheitskampf um die Reinheit und Echtheit der Liebe auf allen Kampfplätzen mit den verschiedensten Mitteln geführt wird, dass die Gemeinschaftsarbeit unter den Menschen die verschiedensten Wege findet. Für manche ist es ein anscheinend nahe liegender Irrtum, das Leben in persönlicher Besitzlosigkeit und Gütergemeinschaft für den einzigen Weg zu halten, um als Mitglied der Kampfgemeinde Mensch und Christ zu werden. Dies wird jedoch durch die Einsicht ausgeschlossen, dass die Berufung in die Kampfgemeinde in einem unerhörten Reichtum verschiedenster Aufträge und unterschiedlichster Begabungen geschieht. Aber es gibt Gewissheit für alle Stücke des Wegs, auf den man gerufen ist. Denn nur bei unmittelbarer Gewissheit des Auftrags gibt es unbeirrbare Klarheit auch im Einzelnen und Treue bis ans Ende. Nur wer bei der Stange bleibt, kann die Fahne tragen.
Nur wer bei der Stange bleibt, kann die Fahne tragen.
Wer nicht ausharren kann, kann nichts anvertraut bekommen. Kein Mensch kann die Gesamtfülle des großen Auftrags bewältigen; an den Einzelnen ergeht daher immer eine besondere, abgegrenzte Aufgabe. Dass ein größerer oder umfassenderer Beruf einen früheren, schwächeren Beruf in sich hinaufheben und so aufheben kann, ist deutlich; aber es tritt nichts rivalisierend neben Gott, wenn Apostel, Propheten, Märtyrer, Lehrer, Älteste und Diakonen sich zu Gott und ihrem Auftrag, zu Gott und ihrem Dienst, zu Gott und dem ihnen besonders anvertrauten Lebensgut bekennen. Entscheidend bleibt, dass gerade das Besondere immer nur auf Christus hinführt und wirklich dem Ganzen, der Gemeinde, dem kommenden Reich dient.
Wo eine Arbeit als Sondersache sich selbst sucht, führt sie vom Weg ab.
Wo eine Arbeit als Sondersache sich selbst sucht, führt sie vom Weg ab. Wer aber an seinem besonderen Platz in einer für ihn charakteristischen Weise dem Ganzen dient, der kann sagen: „Ich gehöre Gott und dem Leben in Gemeinschaft.“ Oder: „Ich gehöre Gott und einem anderen, besonderen Auftrag.“ Aber die Klarheit über die Kleinheit und Begrenzung des Dienstes dem Ganzen gegenüber ist die Voraussetzung dafür, dass dieser menschliche Dienst wirklich Gottesdienst ist, so dass der begrenzte Auftrag, wie hier das Leben in Gemeinschaft, nicht mit der Gemeinde Christi selbst verwechselt werden kann.
Das Leben in Gemeinschaft bedeutet Gemeinschaft des Erzogen-Werdens und des Erziehens, des Ausgerichtet-Werdens auf die Nachfolge Christi. Das Geheimnis der Gemeinde geht jedoch darüber hinaus: In die Gemeinschaft, die sich vom Geist erziehen und korrigieren lässt, dringt es als Leben Gottes ein, wann immer aus der Spannung der Buße und der Bereitschaft zur Demut heraus ein unbeschreiblich verlangendes Offensein und Bereitsein geschenkt wird. Nur in diesem Offensein und Bereitsein will Gott handeln und sprechen. In solchen Augenblicken kann diese Gemeinschaft als Erziehungsgemeinschaft von der verborgenen Gemeinde aus beauftragt werden und für eine bestimmte Sendung die Gewissheit gegeben bekommen, im Namen der Gemeinde zu sprechen und zu handeln – ohne sich jedoch selbst mit der Gemeinde Gottes zu verwechseln.