Subtotal: $
CheckoutGemeinschaft und ihre Symbole
von Eberhard Arnold
Dienstag, 1. Oktober 2024
Verfügbare Sprachen: English
Das gesamte Leben in allen Lebensgestaltungen der Natur wird zum Gleichnis für die Gemeinschaft des Reichs Gottes. Wie uns die Luft umgibt, wie wir im Freien in den wehenden Wind eingetaucht sind, so brauchen wir das Untergetaucht-Sein in den wehenden Geist, der alles durchdringt und erneuert. Wie das Wasser uns täglich wäscht und reinigt, so bezeugen wir im Symbol des Tauchbads der Taufe die Reinigung von allem Todbringenden: das einmalige Begräbnis im Wasser als Bruch mit allem Bestehenden, als Schwur der Todfeindschaft gegen unser schlechtes Leben in uns und um uns her. Und wie das einmalige Herausheben aus dem Wasser in seiner Bildhaftigkeit und unvergesslichen Bestimmtheit die Auferstehung verkündet, so erleben wir immer und überall in der Natur, in der Garten- und Feldarbeit, das Verwelken von Herbst und Winter und das Aufblühen und Fruchttragen von Frühling und Sommer.
Im Symbol des Tauchbads der Taufe bezeugen wir die Reinigung von allem Todbringenden
Und wie wir das trivialste der menschlichen Bedürfnisse, das tägliche Essen, zu einem geweihten Fest der Gemeinschaft gestalten müssen, vor dem wir Ehrfurcht haben, so gibt es eine letzte Steigerung und Sammlung dieses Gemeinschaftsausdrucks in dem Symbol der Tischgemeinschaft des Abendmahls: das Zeugnis der Aufnahme des Christus in uns, das Zeugnis seiner Todeskatastrophe und seiner Wiederkunft, das Zeugnis seiner Gemeinde als der Einheit des Lebens.
Eine einzigartige Zuspitzung des Symbols des dem Geist geweihten Körpers ist die Einheit der Ehe zwischen Zweien, die Treue zwischen einem Mann und einer Frau, die Familie als entscheidendes Gleichnis für jene höchste Einheit des einen Geistes mit der einen Menschheit, für die Einheit des einen Christus mit der einen Gemeinde. (1) Die Selbstüberwindung der sexuellen Enthaltsamkeit wird im heiligen Symbol der Ehe zur befreienden Freude am Leben der Schöpfung.
Ebenso wie die Gemeinschaft des Körpers nur durch die Opferung immer neuer Zellen aufrecht erhalten wird, so kann auch in dem Organismus der werdenden Gemeinde nur durch das heroische, das heldenhafte Opfer Lebensgemeinschaft entstehen. Gütergemeinschaft und Arbeitsgemeinschaft, die um die Gemeinde kämpft, ist ebenso ein Bund der freiwilligen Hingabe, ein Bund des Opfers.
Gerechtigkeit lebt nicht in harter Forderung an andere, sondern in froher Opferung des Eigenen.
Gerechtigkeit besteht hier nicht darin, dass berechtigte Forderungen der Menschenrechte gestellt und befriedigt werden sollen; Gerechtigkeit besteht hier vielmehr in dem Umgekehrten, dass jedem Gelegenheit gegeben ist, sich für die Menschwerdung Gottes, für das gewaltige Hereinbrechen seines Reiches dem Äußersten auszusetzen und hinzugeben. Gerechtigkeit lebt nicht in harter Forderung an andere, sondern in froher Opferung des Eigenen. Letzte Wirklichkeit wird hier Wirksamkeit, wird Freiwilligkeit als Lust an der Arbeit, als Freude an den Menschen, als Hingabe ans Ganze. Der Geist wird Heiterkeit und Tapferkeit des Opfers.
- Wir lieben den Körper, weil er ein Raum ist, der dem Geist geweiht ist.
- Wir lieben den Acker, weil Gottes Geistesruf das Land geschaffen hat, und weil Gott selbst die Erde aus dem unbearbeiteten Naturzustand in die Kultur menschlicher Gemeinschaftsarbeit ruft.
- Wir lieben die körperliche Arbeit, und wir lieben die geistige Betätigung.
- Wir lieben den Reichtum aller schöpferischen Kunst, und wir lieben die Erforschung aller geistigen Zusammenhänge der ganzen Menschheit, ihrer Geschichte und ihrer Friedensbestimmung.
- Wir lieben die Arbeit der Muskeln und der Hände, und wir lieben das Kunsthandwerk, in dem der Geist die Hand führt, denn wir sehen in der gegenseitigen Durchdringung von Hand und Geist und von Geist und Hand das Geheimnis des Lebens und der Lebensgemeinschaft.
Wir erkennen und tun darin den Willen Gottes; denn Gott hat als Geist, als schöpferischer Geist, die Natur geformt; Gott hat als Geist, als erlösender Geist, seinen Söhnen und Töchtern die Aufgabe und das Erbe der Erde anvertraut, dass ihr Garten sein Garten werde.
Wir müssen in Gemeinschaft leben, weil uns der gleiche schöpferische Geist der Einheit inspiriert, der auch in der Natur Einheit wirkt und durch den Arbeit und Kultur zur Gemeinschaft mit Gott führen.
[1] Epheser 5, 21-29