Subtotal: $
Checkout-
Leserreaktionen
-
Die künstliche Drüse
-
Von Rollen und dem Scrollen
-
Computer können nicht rechnen
-
Verteidigung des Menschen
-
Vater hinter Gitter
-
Apokalypse der Maschinen
-
Die Handy-Garage
-
Der Bau zu Babel
-
Schickt uns euren Überschuss
-
Herr oder Sklave?
-
Wenn Computer predigen
-
Warum ich meine Uni liebe
-
Eine Kirche in Zeiten des Kriegs
-
God’s Grandeur
-
Hilfe vor Ort
-
Gerhard Lohfink: Gelebte Gemeinschaft
-
Ein Bruderhof entsteht
-
Peter Waldo
Empfehlungen der Redaktion: Yellowface
Yellowface ist eine Geschichte über den Schmerz, den wir verursachen, wenn uns Schmerz zugefügt wurde.
von Lore Ferguson Wilbert
Dienstag, 8. Oktober 2024
Verfügbare Sprachen: English
Nächster Artikel:
Entdecken Sie andere Artikel:
Yellowface | Roman | R. F. Kuang | (Eichborn Verlag, 384 Seiten)
Vom schlichten gelben Cover des Romans Yellowface von R. F. Kuang blicken zwei große Augen den Leser an. June Hayward, schlicht und weiß, ist mit der schönen Asiatin Athena Liu befreundet. Beide sind Autorinnen. Athena eine sehr erfolgreiche, ganz im Gegensatz zu June.
Eines Abends bei einem Drink stirbt Athena plötzlich vor Junes Augen und hinterlässt einen ersten Entwurf ihres neuesten Manuskripts auf ihrem Schreibtisch. June ruft den Notarzt, aber erst nachdem sie das Manuskript in ihre Tasche gesteckt hat. In den nächsten Wochen überarbeitet sie das Manuskript, strafft es, formt es um und streicht Details über chinesische Arbeiter während des Ersten Weltkriegs. Das Buch wird veröffentlicht und findet großen Anklang. Und June kämpft damit, sich mit ihrem Diebstahl, ihrem Plagiat und ihrer Eifersucht abzufinden.
Die 27 jährige Kuang hat Studienabschlüsse von Oxford und Cambridge und absolviert gerade einen weiteren in Yale. Sie wurde für zahlreiche Buchpreise und Auszeichnungen nominiert und ist zweifache New York Times-Bestsellerin. In ihrem neuesten Buch Yellowface scheint sie über sich selbst und ihre Branche zu lachen. Indem sie aus Junes Perspektive schreibt, stellt sie die Frage: „Wer darf eine Geschichte erzählen?“ In einer Stelle begleitet June Athena durch ein Museum. Athena pickt wie ein Aasgeier an den Knochen der Geschichte des Lebens der Asiaten während des Krieges herum und wählt die schmackhaftesten Häppchen für ihr Manuskript. In einer anderen Szene verarbeitet Athena ein traumatisches Ereignis von June für eine Kurzgeschichte. Nach Athenas Tod dreht June den Spieß um und macht sich Athenas Geschichte zu eigen, obwohl sie selbst weiß ist.
Yellowface ist eine Geschichte über den Schmerz, den wir verursachen, wenn uns Schmerz zugefügt wurde, darüber, wer die Geschichten anderer erzählen darf, darüber, was es bedeutet, erfolgreich zu sein und wem unser Erfolg gehört, und über Rassismus im Verlagswesen und seine Kehrseite, den Alibi-Rassismus.
Man kommt nicht umhin, an Narziss zu denken, der starb, als er sein Spiegelbild im Wasser anstarrte. Wie können wir Narzissmus vermeiden, wenn nicht durch einen guten, ehrlichen Blick auf uns selbst? Wie können wir die Selbstbesessenheit vermeiden, die soziale Medien und Erfolg so leicht hervorrufen?
In Yellowface gibt es keine Helden; alle sind Komplizen bei der Täuschung: Autoren, Lektoren, Verleger, Publizisten und Leser. Doch, wie eine der Figuren sagt: „Schreiben ist das, was echter Magie am nächsten kommt. Schreiben bedeutet, etwas aus dem Nichts zu erschaffen, es öffnet Türen zu anderen Ländern. Schreiben gibt dir die Macht, deine eigene Welt zu formen, wenn die reale zu sehr schmerzt.“ Und wer wünscht sich das nicht?