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Reparatur leicht gemacht
Mit Hammer und Zange
Wo alten Föhns und Toastern neues Leben eingehaucht wird.
von Maureen Swinger
Dienstag, 30. April 2024
Verfügbare Sprachen: English
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VERMISST: AKKUBOHRER NR.2 FEHLT SEIT DREI WOCHEN. BITTE ZURÜCK BRINGEN!
Wer in den letzten zehn Jahren einmal durch den Pausenraum der Holzwerkstatt des Fox Hill Bruderhofs gegangen ist, hat wahrscheinlich diese oder ähnliche Aufforderungen gesehen, in Großbuchstaben auf das Whiteboard neben der Kaffeemaschine geschrieben. Es ist ein nützlicher Ort zum Verkünden von Geburtstagen und anderen Neuigkeiten. Mein Vater, Jeremy Bazeley, benutzte es jedoch häufig um auf verloren gegangene Elektrowerkzeuge aufmerksam zu machen und ihre Retournierung zu verlangen.
Die Leute lachen für gewöhnlich über die „dringende“ Nachricht – außer demjenigen, der die Bohrmaschine die letzten drei Wochen zu Hause liegen gelassen hatte, stets zu beschäftigt um sie zurückzugeben. Am nächsten Morgen war das Werkzeug wieder an seinem Platz.
Mein Vater schreibt immer in Großbuchstaben, direkt, prägnant, ohne Schnörkel. So ist er eben: ein Mann vieler Gedanken, aber meist weniger Worte. Zuhause sitzt er gerne da und hört dem allgemeinen Trubel zu, wenn sich drei Generationen beim Abendessen unterhalten. In einer Gesprächspause kann es vorkommen, dass er einen trockenen Witz einstreut, ohne zu zwinkern oder zu schmunzeln. Und egal, ob daraufhin ein allgemeines Lachen oder ein dumpfes Stöhnen folgt, isst er einfach weiter. Das ist schon so, seit ich denken kann.
Er ist ein Mann, der Tat. Wir Kinder erinnern uns daran, dass unsere gemeinsamen Zeiten als Familie oft durch einen panischen Anruf unterbrochen wurden. Er verschwand in Sekundenschnelle, um sich um jeden Notfall zu kümmern, von einem Generator, der bei einem Gewitter nicht ansprang, bis hin zu einer Industrie-Waschmaschine, die streikte, obwohl sie an diesem Tag die Wäsche von zwölf Familien hätte waschen sollen. (Es gibt viele gute Gründe für die gemeinschaftliche Nutzung großer Geräte, die Kehrseite ist jedoch, dass Funktionsstörungen alle betreffen.)
Wir Kinder besaßen kaum ein Spielzeug, das er nicht reparieren konnte, oder einen Walkman (einen was?), den er nicht wieder zum Leben erwecken konnte. Wir hielten es für selbstverständlich, dass Papa alles reparieren konnte, und natürlich prahlten wir mit seinen Fähigkeiten vor unseren Freunden, die dann ihre Geräte zum Reparieren mitbrachten. Seine Werkstatt wurde zu einem Ambulatorium für Toaster, Staubsauger, Mixer – für alles hatte er einen passenden Schraubenschlüssel. Es war seine Art, die Welt zu verbessern. Ich habe den Verdacht, dass es ihm ein besonderes Vergnügen bereitet, Konzerne und in deren Produkte eingebaute Ablaufdaten zu überlisten. Ich habe gesehen, wie er einer kaputten Stereoanlage geistesabwesend über den „Rücken“ strich: „Lebe weiter! Spiel noch ein Lied!“
Und wo auch immer seine Werkstatt im Laufe der Jahre ihren Platz fand – im Keller, in der Garage oder neuerdings in einer kleinen Nische direkt neben dem Wohnzimmer – hörte man Lieder von Merle Haggard oder Johnny Cash durch den Boden oder die Wände dröhnen. Das Mixtape, das wir ihm zum Geburtstag gemacht haben, als es noch Mixtapes gab, trug den Titel „From under the Workbench.“ Würde ich diese Playlist heute erstellen, müsste Mark Erellis „Analog Hero“ hinauf:
He’s the fix-it man, yeah, the fix-it man,
He can’t put it back together, then it was never worth a damn.
Maybe he’s crazy for trying to save what’s already gone,
Or just an analog hero in a world full of zeroes and ones.
Wenn man ihn heute über seine Arbeit gebeugt sieht, würde man nicht glauben, dass er fast blind ist. Er hört auch sehr schlecht, und wir scherzen mit ihm, dass das die Schuld von Merle Haggard ist. Er richtet ein starkes Licht und gelegentlich eine Lupe auf seine Arbeit. Finger und Werkzeuge wissen immer noch genau, was zu tun ist. Es ist hilfreich, dass jedes einzelne Werkzeug immer am gleichen Platz liegt, in Reichweite, neben einem gedruckten Etikett, damit es weiß, wohin es zurück muss. Ihn bei der Arbeit zu beobachten, erinnert an einen Dirigenten, der erst zu den Bläsern und dann zu den Streichern greift, jede Gruppe bereit für ihren Einsatz.
Ihn bei der Arbeit zu beobachten, erinnert an einen Dirigenten, der erst zu den Bläsern und dann zu den Streichern greift, jede Gruppe bereit für ihren Einsatz.
Während der Covid Lockdowns hat er seine schattige Laube in eine Abgabe- und Reparaturstelle umfunktioniert. Er saß nicht einfach herum und sehnte sich nach seiner Werkstatt. Die Werkstatt kam zu ihm. Einmal ratterte ein zwei Meter hoher Wärmeschrank von der Gemeinschaftsküche den Kiesweg zu seinem Haus hinunter und am Abend wieder hinauf. Danach kam der Sicherungskasten für einen elektrischen Zaun der Farm.
Einer der Verwalter hier in Fox Hill begann die Einsparungen zu addieren, die ein älterer, sehbehinderter und entschlossener Heimwerker anhäufte, indem er einfach das tat, was er gut konnte. Es dauerte nicht lange, bis ein fünfstelliger Betrag erreicht war.
Mein Vater wird bald neunundsiebzig Jahre alt. Er und meine Mutter sind kürzlich in eine Bruderhof- Gemeinschaft in Pennsylvania gezogen, wo mein jüngerer Bruder mit seiner Familie lebt. Das Gehen fällt meinem Vater jetzt schwer, und ich bin froh, dass er in der Nähe seines Sohnes ist (so er nicht gerade mit seinem Golfwagen davonbraust, um etwas zu reparieren).
Kürzlich durchstöberte ein Freund das Wartungsgebäude und fand eine Stehlampe, die mit einem Etikett beschriftet war. In Papas Großbuchstaben stand darauf: THIS LITTLE LIGHT IS MINE. Als ich das las, konnte ich mir das Lachen nicht verkneifen, kämpfte aber gleichzeitig auch mit den Tränen. Es ist nicht mehr seine Lampe, und das war sie natürlich auch nie, da die Bruderhofbewohner ihren Hausrat gemeinsam nutzen. Aber es hat mich gefreut, sein Etikett zu sehen, das einen Liedtext aufgreift, um einen Punkt zu machen. Alle Dinge haben einen Platz und einen Nutzen; damit man sie gut gebrauchen kann, müssen sie sich auf dem richtigen Platz befinden. Ich denke, das gilt auch für uns.