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Empfehlungen der Redaktion: Glaube, Hoffnung und Gemetzel
Glaube, Hoffnung und Gemetzel von Nick Cave und Seán O’Hagan ist eine Aufzeichnung einer unverhohlenen Sehnsucht nach Gott.
von Elizabeth Oldfield
Dienstag, 11. Juni 2024
Verfügbare Sprachen: English
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Glaube, Hoffnung und Gemetzel | Nick Cave und Seán O’Hagan | (Kiepenheuer&Witsch, 336 Seiten)
Nick Cave wird von langjährigen Fans seiner Band Nick Cave and the Bad Seeds genauso verehrt wie von den jüngeren Anhängern seiner Online-Kolumne The Red Hand Files. Mit seinem engen Anzug und den langen schwarzen Haaren, ist der ehemalige Heroinsüchtige mit der markanten Bühnenpersönlichkeit unverkennbar. 2015 verlor Cave seinen fünfzehnjährigen Sohn bei einem tragischen Unfall. Der Verlust führte zu einer neuen Sanftheit. Ein Mann, der seine Trauer nicht versteckt und dem Unerträglichen einen Sinn gibt (auch mittels seiner Kunst), und das mit einem ungewöhnlichen Maß an Ehrlichkeit und Menschlichkeit.
Von dieser Menschlichkeit zeugt Faith, Hope and Carnage. In Gesprächen zwischen Seán O’Hagan (einem Kunst- und Kulturautor) und Cave geht es um Trauer, Kreativität und sehr oft um Religion, die Cave als „Spiritualität mit Strenge“ bezeichnet. O’Hagan, der während der Unruhen in Nordirland katholisch erzogen wurde, misstraut der Kirche, während Cave sich zunehmend zu ihr hingezogen fühlt. Die Kombination dieser beiden Perspektiven ist spannend und die unverhohlene Sehnsucht nach Gott radikal erfrischend. Es wird deutlich, dass diese Sehnsucht für Cave kein neues Thema ist, auch wenn das langjährige Fans wie O’Hagan über-rascht. Szenen aus der Bibel sind in Caves Alben allgegenwärtig, der Gothic-Stil verleitet den Hörer aber zu der Annahme, dass diese Referenzen eher profan als heilig sind. Das Gegenteil ist der Fall, wie wir erfahren. In den Jahren seiner Sucht zog es Cave immer wieder in die Kirche. Während viele Leute gerne mit Cave Drogen nahmen, wollte ihn niemand zu einem Gottesdienst begleiten.
In Anlehnung an C. G. Jungs „spiritus contra spiritum“ – das Spirituelle als Heilmittel gegen die Sucht – sagt Cave zu O’Hagan: „Der Konsum von Heroin und das Bedürfnis nach einer sakralen Dimension des Lebens waren insofern ähnlich, als sie beide der Versuch waren, denselben Zustand zu beheben. Und der war? „Eine Art Leere, und ein Hunger.“ Ein Hunger nach was? „Nach mehr.“
Die Trauer hat Cave dazu gebracht, offener über Gott, die Kirche und seiner Sehnsuht nach „mehr“ zu sprechen. Während Trauer oft Glaubenskrisen auslöst, empfindet Cave „an diesem dunklen Ort die Idee von Gott präsenter oder vielleicht sogar wesentlicher. Es fühlt sich tatsächlich so an, als seien Trauer und Gott irgendwie miteinander verwoben.“
„Es fühlt sich tatsächlich so an, als seien Trauer und Gott irgendwie miteinander verwoben.“
O’Hagans respektvolle Skepsis und Caves „zunehmende Ungeduld“ mit seinen eigenen unverbindlichen religiösen Erkundungen führen zu einem Kreisen um Zweifel, Hoffnung und Sehnsucht. Man bekommt den Eindruck, zwischen den beiden herrscht ein Vertrauen, das eine Ehrlichkeit ohne Angst vor Bloßstellung ermöglicht. Eine so verletzliche Freundschaft zu erleben, vor allem zwischen zwei hartgesottenen Musikern im fortgeschrittenen Alter, ist zutiefst bewegend. O’Hagan ist eindeutig besorgt, dass eine vollständige Bekehrung schlecht für Caves Kunst wäre, aber er widerspricht nicht, als Cave wehmütig sagt: „Ich glaube, ich wäre glücklicher, wenn ich mit dem Schaufensterbummel aufhören und einfach durch die Tür gehen würde.“