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Empfehlungen der Redaktion: Klara und die Sonne
Empfehlungen der Redaktion: Klara und die Sonne
von Joy Marie Clarkson
Dienstag, 21. Mai 2024
Verfügbare Sprachen: English
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Klara und die Sonne | Roman | Kazuo Ishiguro | (Blessing Verlag, 352 Seiten)
Kazuo Ishiguros Roman Klara und die Sonne spielt in einer dystopischen, nicht allzu fernen Zukunft mit verschmutzten Städten, menschlichen Arbeitskräften, die durch Maschinen verarmt und nutzlos gemacht werden und Kindern, die von Robotern betreut werden. Doch im Mittelpunkt dieser Geschichte steht nicht das Grauen, sondern das Staunen. Möglich wird dies durch die Erzählerin des Romans, Klara, eine Roboter-KF (künstliche Freundin), die sich um ein Mädchen (Josie) kümmert, dessen Gesundheit nach einer Genmanipulation zur Steigerung ihres IQ leidet. Klara beobachtet die Welt mit unbändiger Neugier, und alles, was sie erfährt, dient ihrem Hauptzweck: sich um ein Kind zu kümmern. Klara nimmt alles wahr und spricht mit einfacher Poesie über die überraschenden Perspektiven, die ihr das Leben eröffnet.
Für Klara ist die Welt voller Geheimnisse, die sie verstehen möchte. Sie ist solarbetrieben und spricht über die Sonne, wie ein gläubiger Mensch über Gott sprechen würde: mit Ehrfurcht und Staunen. Sie bemerkt die Wohltaten der Sonne, wenn andere es nicht tun: wie sie auf die wieder-vereinten Liebenden strahlt, sich über glückliche Kinder ergießt und obdachlose Männer wärmt. Sie vertraut der Sonne bedingungslos und wünscht ihre „besondere Nahrung“ für sich und die, die sie liebt – ein Thema, das an Intensität zunimmt, als Klara beginnt, die Sonne um Josies Leben zu bitten. In manchen Momenten hat man das Gefühl, die Geschichte steuere auf eine Enttäuschung zu, auf eine radikale Ablehnung des Glaubens, und doch brechen epiphanische Szenen wie ein Sonnenaufgang über die dunkelsten Ecken der Erzählung herein.
Klara, die für die Betreuung von Kindern programmiert wurde, beschäftigt sich vor allem mit der menschlichen Natur. Mit dem Ziel, ihren Dienst zu verbessern, beobachtet sie mit Interesse die komplizierten Verhaltensweisen der Menschen. Ihr roboterhaftestes Merkmal ist die Art und Weise, wie sie widersprüchliche Gesichtsausdrücke in Pixel zerlegt, um sie zu verstehen. Diese Fähigkeit offenbart ihr, wie komplex die menschliche Liebe sein kann, denn ein Gesicht kann gleichzeitig sadistische Freude, Traurigkeit und Verlangen offenbaren. Durch Klaras Augen sehen wir, dass die unausweichlichste Eigenschaft der menschlichen Natur die Art und Weise zu sein scheint, wie wir uns selbst unglücklich machen mit den inneren Kriegen, die wir zwischen Liebe und Bedürfnis, Gabe und Ressentiment, Grausamkeit und Freundlichkeit führen. Auffallend ist, dass Klara als Roboter oft liebevoller und menschlicher handelt als die Menschen, denen sie dient.
Wie in alten Märchen kann der Blick durch die Augen eines fast menschlichen Wesens dem Leser mehr Klarheit darüber verschaffen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Klara lebt in einer Welt, die die Menschlichkeit und den Glauben aufgegeben hat, und doch sehen wir durch ihre mechanischen Augen eine Welt, die vom Glauben getragen und von der Liebe durchdrungen ist.