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Geschichte der Freiheit
Es gibt keine exakte Definition von Freiheit. Die Bibel erklärt sie durch die Menschheitsgeschichte.
von Heinrich Arnold
Dienstag, 17. Dezember 2024
Verfügbare Sprachen: English
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Freiheit: ein glorreiches und verlockendes Wort, allgemein geliebt, begehrt, besungen und umkämpft. Aber was bedeutet Freiheit wirklich? Ist sie ein Recht, ein Geschenk, eine Wahl, eine Verantwortung, eine Errungenschaft? Die meisten Definitionen konzentrieren sich auf das, was der russisch-britische Philosoph Isaiah Berlin als „negative Freiheit“ bezeichnete: Wir sind frei, wenn uns niemand und nichts einschränkt oder zu etwas zwingt. Niemand hindert uns daran, das zu tun, was wir wollen, und es gibt kein physikalisches Gesetz, das uns einschränkt. Solche Überlegungen sehen oft Freiheit lediglich als Befreiung von Sklaverei oder Zwang. Reflektionen über die Freiheit führen uns rasch zur Natur – wir denken an die Freiheit eines Vogels, der hoch in den Lüften schwebt, an die Freiheit in der Wildnis der Berge, mit ihren Ausblicken, Gerüchen und Geräuschen: Wunder der Schöpfung Gottes. Das sind schöne Bilder. Aber beschreiben sie wirklich die Freiheit, die Gott für uns vorgesehen hat? Ja, Vögel können fliegen, die Natur scheint sorgenfrei zu sein, aber Tiere und Naturphänomene sind an harte Zyklen von Ursache und Wirkung, Nahrungsketten und universelle Gesetze gebunden.
Ist Freiheit gleichbedeutend mit technischer Macht, Autorität über die Schöpfung? Die Wunder der Wissenschaft und Technik beschwören ebenso eine Art von Freiheit herauf – wir nutzen Wasser, Wind und Treibstoff für Elektrizität, Telekommunikation, Flug, Weltraumforschung, Computernetzwerke und neuerdings auch künstliche Intelligenz. Doch allzu oft führt unser technisches Können zu einer Art von Sklaverei: Wir werden süchtig nach unseren Geräten. Wenn wir zu viele Aufgaben und sogar kreative Tätigkeiten an Technologien auslagern, laufen wir dann nicht Gefahr, diese Aufgaben selbst nicht mehr erledigen zu können, und schränken somit unsere Freiheit ein?
Auch die durch politische Macht gewonnene Freiheit ist begrenzt: Alle Regierungen ringen darum, ihre Gesetze mit wahrer Gerechtigkeit in Einklang zu bringen; alle Politiker sind der korrumpierenden Macht des Geldes ausgesetzt.
Macht und Freiheit sind miteinander verbunden. Aber sie sind nicht dasselbe.
Negative Freiheit, „Freiheit von“, ist wichtig. Das gilt auch für die Freiheit in Bezug auf politische Rechte. Aber das, was Berlin „positive Freiheit“ nannte, ist ebenso wichtig. Diese „Freiheit zu“ ist unsere innere Kraft zu handeln – zu handeln entsprechend der Vernunft und entsprechend dem Guten. Diese Art von Freiheit bezeichnet man als Tugend. Doch auch damit wird das Wesen der Freiheit nicht vollständig beleuchtet.
„Zur Freiheit hat uns Christus befreit“, schreibt der Apostel Paulus (Gal 5,1). Diese Aussage ist fast eine Vergötterung der Freiheit – Jesus macht uns frei für die Freiheit. Was ist das für eine Freiheit, die ein Selbstzweck zu sein scheint? Wir wissen, dass wir für Gott selbst geschaffen sind. Und deshalb muss diese Freiheit – die Freiheit, die Paulus beschreibt – ein Aspekt von Gottes Natur sein, und deshalb ein integraler Bestandteil seines Entwurfs für die Menschheit, die sein Ebenbild ist. Paulus fährt fort und ermahnt die Galater: „Bleibt standhaft . . . und lasst euch nicht wieder mit einem Joch der Sklaverei belasten.“
Die Befreiung aus der Sklaverei ist die Geschichte von Gottes auserwähltem Volk. „Lass mein Volk ziehen“ formte eine neue, Gott geweihte Nation (Ex 5,1). Gott benutzte Mose, um sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten heraus und in ein neues Leben als freies Volk zu führen. Er wollte mit seinem Volk in Freiheit in Beziehung treten. Die Befreiung aus der äußeren Sklaverei ist jedoch nur der Anfang. Freiheit erfordert, dass wir Entscheidungen treffen. Und die Freiheit, die Gott für sein Volk will, ist dessen freiwillige Treue. Mehr noch: Er möchte, dass wir ihm mit Freude und Liebe gehorchen, auf seine Güte vertrauen und seinen Geboten treu bleiben. Damit wir mit ihm in Beziehung treten können, hat er uns den freien Willen gegeben.
Der Anfang des Buches Genesis beschreibt, wie Gott uns geschaffen hat, damit wir sein Werk in Freiheit tun können und nicht aus blindem Zwang oder so, wie es irrationale Tiere tun. Dies ist das Bild, das sich uns bietet, als Gott den Mann und die Frau segnete und ihnen auftrug: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über alles Getier, das auf Erden kriecht“ (Gen 1,28).
Unsere Bestimmung ist die Freiheit – wir sind frei, von „allen samenbringenden Pflanzen auf der ganzen Erde und von allen Bäumen, die Samen tragen“ (Gen 1,29), zu essen. Wir sind frei, und diese Freiheit ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Aufgabe. Gott gab Adam bei seinem ersten Auftrag die Vollmacht und die entsprechende Freiheit, jedem Lebewesen einen Namen zu geben: „Gott, der Herr, formte aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen nannte, so sollte sein Name sein“ (Gen 2,19).
Wahre Freiheit ist jedoch nicht grenzenlos. Nur weil wir einen freien Willen haben, ist nicht alles, was wir wollen, gut. Der Grund, warum wir einen Willen haben, ist ja, dass er mit dem Guten, mit Gottes eigenem Willen, in Einklang gebracht werden soll.
Manchmal wollen wir bestimmen, was gut ist: Wir wollen uns die Macht aneignen, nicht nur Tiere zu benennen, sondern auch richtig und falsch. Doch Recht und Unrecht sind nicht unserem Willen unterworfen. Dieses Paradoxon tritt gleich zu Beginn der Geschichte von Adam und Eva zutage: „Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. Und Gott, der Herr, gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen, denn an dem Tag, da du davon isst, wirst du davon sterben“ (Gen 2,15-17).
Freiheit ist vor allem die Kraft zu lieben. Und die können wir uns nicht selbst geben.
Unsere Vorfahren kannten die von Gott gesetzte Grenze, aber es stand ihnen immer noch frei, sie zu überschreiten, und das taten sie auch: „Die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon und er aß“ (Gen 3,6).
Auch nach ihrer Verbannung hatte Adam den Auftrag, zu wählen, zu kultivieren und zu benennen: „Der Mann nannte seine Frau Eva, denn sie war die Mutter aller Lebenden“ (Gen 3,20).
Gott, der Adam und Eva die volle Freiheit gab – sogar die Freiheit, sich von ihm abzuwenden –, sah tief durch die Zeit hindurch das Ende seines Plans und antwortete mit einem Akt der Liebe, der das Opfer vorwegnahm, das eines Tages den Weg für die Söhne und Töchter Adams und Evas zu ihm zurück ebnen würde: „Und Gott der Herr machte Adam und seiner Frau Röcke von Fellen und zog sie ihnen an“ (Gen 3,21).
Diese Geschichte zeigt, dass die Freiheit – die Vollmacht, frei zu wählen und frei zu handeln, und die Wichtigkeit, diese Vollmacht im Einklang mit dem Guten zu nutzen – ein wesentlicher Bestandteil des Plans Gottes für uns ist.
In der Bibel, wie auch heute, hat die Frage der Freiheit auch einen politischen Aspekt. Die Freiheit des Volkes Gottes ist eine Freiheit im Bund: ein Vertrag gegenseitiger Selbstverpflichtung, der mit Verantwortung einhergeht.
So ist der Bund zwischen Abraham und Gott auf dem Ideal der Freiheit aufgebaut. In Genesis 17,2 sagt Gott: „Ich will meinen Bund zwischen mir und dir schließen.“ Bündnisse verlangen von beiden Seiten ein Handeln. Sie sind nicht nur Verträge, sondern gegenseitige Selbsthingabe. Deshalb ermutigt Gott immer wieder zur persönlichen, freiwilligen Teilnahme am Bund.
Hierfür gibt es viele Beispiele. Von Anfang an werden die Führer der Stämme und der kleineren Gruppen frei gewählt und nicht bestimmt (Dtn 1,13). Der Gehorsam gegenüber den Geboten ist immer eine freie Entscheidung und kein Zwang. Mose fordert das Volk auf, sich dafür zu entscheiden, Gottes Willen zu tun (Dtn 30,19), Josua fordert das Volk auf, die gleiche Entscheidung zu treffen. Diese Freiheit besteht nicht in absoluter Unabhängigkeit, sondern vielmehr in der Freiheit des Dienens: „Gefällt es euch aber nicht, dem Herrn zu dienen, so wählt euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter gedient haben jenseits des Stroms, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen“ (Jos 24,15).
Die Weisheitsliteratur vertieft dieses Verständnis: Wir sollen den rechten Weg (Ps 25,12) und die Furcht des Herrn „wählen“ (Spr 1,29). Außerdem haben wir die Macht, Gewalt und Böses aus eigenem Antrieb abzulehnen (Spr 3,31). Das wiederholte Treffen schlechter Entscheidungen, so zeigt die Literatur, wirkt sich negativ auf den Willen aus: Der Wille wird geschwächt, weil er immer wieder zu dem zurückkehrt, was ihn zuvor gefangen hat (Spr 5,22). Dieser Tendenz des Willens zur Versklavung, der Tendenz des Menschen, in die Sklaverei zurückzukehren, setzt Gott einen langfristigen Plan entgegen.
So verwundert es nicht, dass sich das Konzept der Freiheit durch die Prophezeiungen über Jesus zieht. In Jesaja ist die Fähigkeit des zukünftigen Anführers, zwischen Gut und Böse zu wählen, das Zeichen des kommenden Sieges über die Könige, die sich Israel widersetzen (Jes 7,15). Jesaja erklärt, wie dieser Sieg aussehen wird: „Der Geist Gottes des Herrn ist auf mir“, schreibt er mit seiner eigenen Stimme, die auch die Stimme des Kommenden ist, „weil der Herr mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen“ (Jes 61,1).
Für Paulus war die Freiheit einer der wichtigsten Aspekte dessen, was es bedeutet, Jesus zu folgen und zum Volk Gottes zu gehören. In seinem Brief an die Römer weist er darauf hin, dass nicht nur die Menschen, sondern die gesamte Schöpfung durch den Sieg Christi frei werden wird: „Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat –, doch auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“ (Röm 8,20–21).
Gott bringt Freiheit: „Sobald er aber zum Herrn zurückkehrt, wird die Hülle entfernt. Der Herr aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Wir alle aber schauen mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel und werden so in sein eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des Herrn“ (2 Kor 3,16–18).
Der Galaterbrief erwähnt die Freiheit am häufigsten von allen Büchern im neuen Testament. Die Themen Sklaverei und Freiheit ziehen sich durch den ganzen Brief. Am Anfang erklärt Paulus zum Beispiel, dass falsche Gläubige in die Gemeinde eingeschleust wurden, um ihre Freiheit auszuspionieren (Gal 2,4). Sie taten dies offenbar, um die Gemeinde erneut zu „versklaven“.
Dann argumentiert Paulus eloquent, dass alle Kategorien, die Menschen voneinander trennen (einschließlich der Kategorien „frei“ und „Sklave“), in Jesus aufgehoben sind. Stattdessen sagt er: „Denn ihr alle seid alle einer in Christus Jesus“ (Gal 3,28). All dies gipfelt in seiner großen Mahnung, Ermahnung und Verheißung: „Zur Freiheit hat Christus uns befreit“ (Gal 5,1).
Für Paulus bedeutete Freiheit nicht nur: „Ich bin kein Sklave“ oder „Ich stehe nicht unter dem Gesetz“. Wir wurden nicht aus der Sklaverei oder dem Gesetz befreit, um nach unseren eigenen Vorstellungen oder Wünschen zu leben und uns selbst zu gefallen. Diese Freiheit ist vielmehr eine Lebensweise. Befreit von den Ketten der Sünde, wird uns die Kraft gegeben, das wirkliche Leben zu leben: das Leben der gegenseitigen Liebe und des Dienens. Diese Kraft, diese Tugend, wird Freiheit genannt. Deshalb spricht Paulus zu seiner Herde in Galatien und erinnert sie daran, wozu sie befreit worden sind: „Denn ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder und Schwestern. Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe! Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort erfüllt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ (Gal 5,13–14).
Was für ein erstaunliches Paradoxon. Wir sind zur Freiheit berufen, aber durch die Liebe sollen wir einander Sklaven werden. Wir sind nicht an das jüdische Zeremonialgesetz gebunden, sondern werden dazu befähigt zu leben, was es repräsentiert: die Liebe Gottes, die sich in unserer Liebe zu unseren Nächsten ausdrückt. Das Herz Gottes ist die Liebe. Diese beiden großen Gebote zu halten, bedeutet Freiheit.
Was sagt jesus selbst über die Freiheit? Alles. Das ganze Evangelium Jesu, die gute Nachricht vom Reich Gottes und die Art und Weise, wie er lebte und wirkte, ist eine Verkündigung der Freiheit. Jesus wird unter anderem als der neue und größere Mose dargestellt, der sein Volk aus der Sklaverei in die Freiheit führt und es in ein Land – sein Reich – entlässt, das von Freiheit geprägt ist. Das Lukasevangelium erzählt vom Beginn des Freiheitsdienstes Jesu, und wir hören wieder die Worte der Prophezeiung des Jesaja: „Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht, damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe“ (Lk 4,18–19).
Diese Verse, so verkündet Jesus, erfüllten sich an diesem Tag vor den Augen der Zuhörer. Es ist Jesus, der die Gefangenen befreit. Er bringt die Freiheit. Die Freiheit ist eine Säule seines Dienstes. Aber die Freiheit ist eben die Freiheit eines neuen Bundes, eines neuen Vertrages der Selbsthingabe und der gegenseitigen Verpflichtung. Die Verheißung Jesu ist die Erlösung und die Gnade durch sein Blut. Um in diesen Bund einzutreten, tun wir Buße. Wir glauben an die gute Nachricht – dass dies tatsächlich die Stunde von Gottes Freiheitsangebot ist, dass Christus nicht tot geblieben ist. Wir lassen uns taufen und ziehen durch diese Wasser in die Freiheit, wie die Kinder Israels durch das Rote Meer zogen, in der Taufe, die das Zeichen des neuen Bundes ist, wie die Beschneidung das des alten. Bereue, glaube und lass dich taufen. Und dann lebe das Leben in Freiheit, das Leben im Reich Gottes. Mit anderen Worten: Folge Jesus als deinem Meister, als deinem König nach.
Der Dienst Jesu ist ein Dienst der Heilung und des Exorzismus. Er versteht beides als „Befreiung“ derer, die in Knechtschaft sind. In der Bibel lesen wir über die Frau, die seit achtzehn Jahren verkrüppelt war (Lk 13,12). Nachdem Jesus sie geheilt hat, kritisiert man ihn dafür. Er führt die Freiheit an – die Krankheit ist eine Knechtschaft, die Heilung eine Befreiung: „Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder seinen Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? Und diese Frau aber, die eine Tochter Abrahams ist und die der Satan schon seit achtzehn Jahren gefesselt hielt, sollte am Sabbat nicht davon befreit werden dürfen?“ (Lk 13,15–16).
Johannes berichtet, wie Jesus am Teich Betesda einen Kranken heilt, der dort 38 Jahre lang gelegen hatte und auf Heilung hoffte. Jesus sieht seine Not und stellt ihm die entscheidende Frage: „Willst du gesund werden?“ (Joh 5,6). Jesus stellt uns in anderer Form die gleiche Frage: Willst du frei sein?
Was ist diese Freiheit? Wir kommen wieder auf den Gedanken der positiven Freiheit zurück, der Freiheit, Gutes tun zu können. Im Zentrum des Johannesevangeliums spricht Christus direkt von der Freiheit: „Die Wahrheit wird euch befreien“, sagt er zu seinen Jüngern. Wer aber „die Sünde tut, ist Sklave der Sünde“ (vgl. Joh 8,31–36).
Die Freiheit entzieht sich der Vereinnahmung durch Gedanken oder Worte. Wie der Heilige Geist, der Geist der Freiheit, lässt sie sich nicht festhalten. Aber wir kennen sie. Wir spüren sie. Freiheit ist vor allem die Kraft zu lieben. Und die können wir uns nicht selbst geben. Schließlich waren wir versklavt: vom Teufel, von der Angst vor dem Tod, von der Schwäche unseres eigenen Fleisches, von unseren eigenen Sünden.
Doch „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat“ (Joh 3,16). Nur Jesus Christus kann uns frei machen. Wen der Sohn frei macht, der ist wirklich frei.