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Im Alter von zehn Jahren wurden Eva Mozes Kor und ihre Zwillingsschwester Miriam nach Auschwitz transportiert. Dort missbrauchte Dr. Josef Mengele die beiden Mädchen zusammen mit anderen Zwillingen für medizinische Experimente. Sie arbeitete mit Plough an Veranstaltungen zum Thema Vergebung, auch in Deutschland, und starb 2019 im Alter von 85 Jahren.
Am 27. Januar 1945, vier Tage vor meinem elften Geburtstag, wurde Auschwitz befreit. Ich kehrte in mein Dorf in Rumänien zurück. Außer Miriam und mir hatte niemand aus meiner Familie überlebt.
Vierzig Jahre vergingen, bevor ich mit Miriam über unsere Erlebnisse in Auschwitz sprechen konnte. Sie starb 1993 an den Spätfolgen der Experimente von Mengele. In jenem Jahr wurde ich zu einem Vortrag vor Ärzten in Boston eingeladen und gefragt, ob ich einen Nazi-Arzt mitbringen könne. Ich hielt das für eine verrückte Bitte. Dann erinnerte ich mich, einmal in einem Dokumentarfilm mitgewirkt zu haben , in dem ein Dr. Hans Münch aus Auschwitz zu sehen war, der Mengele gekannt hatte. Ich setzte mich mit ihm in Verbindung und er stimmte zu, sich mit mir zu treffen. Auf dem Weg zu diesem Nazi-Arzt hatte ich große Angst. Bei ihm zu Hause aber, behandelte er mich mit größtem Respekt. Ich fragte ihn, ob er die Gaskammern gesehen habe. Er sagte, diese seien sein täglicher Alptraum. Ich war überrascht, dass auch Nazis Albträume hatten, und fragte ihn, ob er mit mir nach Auschwitz kommen würde, um an den Ruinen der Gaskammern ein Dokument zu unterschreiben. Er stimmte zu.
Um ein sinnvolles Dankgeschenk zu finden, durchsuchte ich monatelang die Geschäfte und mein Herz. Dann kam mir die Idee eines Vergebungsbriefes. Ich wusste, dass es ein sinnvolles Geschenk für Dr. Münch sein würde, aber noch wichtiger, auch für mich. Ich erkannte, dass ich kein machtloses Opfer war. Als ich eine Freundin bat, den Brief zu lesen, forderte sie mich auf, auch Mengele zu verzeihen. Zuerst war ich überzeugt, das niemals tun zu können. Aber mit der Zeit wurde mir klar, dass nun ich Macht hatte: die Macht zu vergeben. Es war mein Recht, sie zu nutzen. Niemand konnte sie mir wegnehmen.
Am 27. Januar 1995, dem fünfzigsten Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, stand ich mit meinen Kindern bei den Ruinen der Gaskammern, neben Dr. Münch und seinen Kindern. Er unterschrieb sein Dokument über den Betrieb der Gaskammern, während ich mein Dokument der Vergebung unterschrieb. Da spürte ich, wie eine Last des Schmerzes von mir abfiel. Ich befand mich nicht mehr im Griff des Hasses; ich war endlich frei.
An diesem Tag vergab ich auch meinen Eltern, die ich mein Leben lang gehasst hatte, weil sie mich nicht gerettet hatten. Kinder erwarten von ihren Eltern, dass sie sie beschützen; meine konnten das nicht. Dann verzieh ich mir selbst, dass ich meine Eltern gehasst hatte.
Jeder Mensch hat das Recht, ohne den Schmerz der Vergangenheit zu leben. Für viele Menschen gibt es ein großes Hindernis auf dem Weg zur Vergebung, weil die Gesellschaft Rache erwartet. Wir müssen unsere Opfer ehren und ihrer gedenken. Aber wollen meine toten Angehörigen, dass ich bis an mein Lebensende mit Schmerz und Wut lebe? Einige Überlebende wollen den Schmerz nicht loslassen. Sie nennen mich einen Verräter und beschuldigen mich, in ihrem Namen zu sprechen. Das habe ich nie getan. Vergebung ist so persönlich wie eine Chemotherapie – ich mache sie selbst.