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    Saskatchewan, Gelobtes Land

    Auf der Suche nach der biblischen Verheißung in Saskatchewan.

    von Daniel J. D. Stulac

    Dienstag, 2. Juli 2024

    Verfügbare Sprachen: English

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    Ich stehe auf einem Friedhof am Rande der Stadt. Es ist der erste November, aber der Winter ist bereits voll in Gange. Ich versuche in der trostlosen Weite, die ich jetzt mein Zuhause nenne, eine Erhebung oder zumindest eine Unebenheit zu finden. Unendliches Blau über mir, endloser Schnee unter meinen Füßen. Wie ein Störsignal rauschen Eiskristalle durch die Überreste des Weizens vom letzten Sommer. Wind, Wind, Wind. Er scheint die ganze Welt auf weißen Schiefer zu reduzieren.

    Warum in aller Welt bin ich hier? Berufung, sage ich mir. Die Mission der christlichen Hochschule, an der ich jetzt das Alte Testament unterrichte. Verzweiflung, um genau zu sein. Ich habe mir nicht ausgesucht, in eine kleine Stadt in der kanadischen Prärie zu ziehen, sondern meine Kultur hat mich umgesiedelt. Die Lehren des modernen Industrialismus haben sich verschworen, mich zu entwurzeln, mich zu „de-platzieren“. Neue Menschen, neue Gesetze, neue Kultur, neuer Boden, neues Klima – alles für einen Job. Mit fünfundvierzig Jahren läuft mir die Zeit davon. Die Verwurzelung an einem Ort kann Jahrzehnte dauern, und ich habe nicht mehr so viele Jahrzehnte zur Verfügung. Vielleicht sollte ich Saskatchewans stumpfsinnige Flachheit als Strafe für meine offensichtliche Heuchelei interpretieren.

    Rural Saskatchewan road

    Landstraße in Saskatchewan. Foto von Benjamin Rondel / Alamy Stock Photo. Verwendet mit Genehmigung.

    Straßenschilder begrüßen Neuankömmlinge in Saskatchewan mit dem Slogan: Land of Living Skies. „Schauen Sie nicht nach unten“, schienen mir die Marketingspezialisten ins Ohr zu flüstern, als ich zum ersten Mal in einem Umzugswagen über die Grenze rumpelte. „Sonst werden sie enttäuscht sein.“ Geben Sie Ihr Geld aus. Bauen Sie die Wirtschaft auf. Investieren Sie in schmutziges Öl oder große Agrarunternehmen. Wahrscheinlich ist es jedoch am besten, wenn Sie abends den Fernseher einschalten und sich vorstellen anderswo zu sein als hier.

    Wie kann man sich niederlassen, wenn man nur nach oben schaut? Wo ist die Verheißung in einem Land wie diesem?

    Alttestamentliche Studien

    Manche sagen, dass das Christentum die ungezügelte Ausbeutung des Planeten zulässt, dass es Apathie und Desinteresse an der materiellen Welt in einer Weise fördert, wie es andere, umweltfreundliche, ortsbezogene Religionen nicht tun. Das Christentum konzentriere die Gläubigen auf das große Jenseits und ermutige sie, nur daran zu denken, unseren Stein im Weltraum hinter sich zu lassen und in den Himmel zu entkommen, anstatt eine tiefe Aufmerksamkeit für den Boden und das Land unter den Füßen zu entwickeln. Die der Religion innewohnende Übertragbarkeit – ihre Fähigkeit, sich überall auf der Welt auszubreiten – legt nahe, dass Christen im Allgemeinen weniger ortsgebunden sind.

    Diese Behauptungen haben viele Gegenargumente hervorgebracht, darunter auch meine eigenen. Wir brauchen ein besseres Verständnis der Heiligen Schrift, eine differenziertere Betrachtungsweise der Geschichte und weniger unbegründete Annahmen. Ich habe Recht, sage ich mir. Und doch bleiben meine Argumente intellektuell. Wann werden die Grundsätze, die ich verkünde, endlich von meinem Kopf in mein Herz übergehen, vom Denken ins Handeln? Wann werde ich praktizieren, was ich predige?

    Heute leite ich eine weitere Sitzung von BLST 423 Fortgeschrittene Hermeneutik. Mein fundierter Hintergrund zum Thema Gelobtes Land fühlt sich für mich so solide an wie eine rostige Wetterfahne, die sich in einem steifen Präriesturm biegt. Wenn meine Studenten und ich durch aktuelle Fragen zum Auszug aus Ägypten und der anschließenden Eroberung Kanaans wandern, führe ich sie zum Neuen Testament. Israels Besiedlung Kanaans, so erkläre ich zuversichtlich, weist über sich selbst hinaus. Seine materielle Historizität allein erklärt nicht den theologischen Horizont des Textes. Bücher wie Jesaja weisen in genau diese Richtung und liefern damit eine Begründung für die spiritualisierende Tendenz, die die Aneignung alttestamentlicher Schriften durch das Christentum zu bestimmen scheint und der es vielleicht nie entkommen wird: Sorgt euch nicht um die Vergangenheit, sondern schaut in die Zukunft! (Jes 43,18–19). Sagen Sie das einmal einem heutigen Einwohner Israels, wo Scharen bereitwillig für das Privileg bezahlen, die kürzlich ausgegrabene Vergangenheit des Landes berühren zu dürfen. Im Vergleich dazu geht mein Glaube überall hin, wie eine Feder in der Brise. Meine Religion bewegt sich.

    Wenn der Exodus auf ein literarisches Paradigma hinausläuft und die Eroberung Kanaans eine theologische Metapher ist, bleibt dann irgendetwas vom Gelobten Land als materieller Ort übrig? Vielleicht hat uns der Industrialismus so gründlich entwurzelt, weil das Christentum zuerst eine radikale Trennung zwischen Mensch und Erde herbeigeführt hat. Ist das Evangelium intrinsisch und unvermeidlich landlos? Schließlich bin ich hier in Saskatchewan auf gestohlenem Land, weil ich die Stimme Jesu gehört habe, die mich rief.

    Präriestaub

    Schon bald nach unserer Ankunft besuchten meine Frau und ich regelmäßig die örtliche anglikanische Kirche. Inmitten von Gebetsanliegen und Nachrichten, die unsere Gemeinschaft weißer Kanadier und neuer Einwanderer aus aller Welt betrafen, informierte mich das wöchentliche Mitteilungsblatt von St. Aidan darüber, dass ich „auf dem Territorium von Vertrag 4, dem traditionellen Land der Cree, Ojibwe, Saulteaux und Dakota“ Gottesdienst halte. Obwohl ich diese Aussage voll und ganz unterstütze, bin ich mir nicht sicher was sie bewirken soll. Hilft diese Bemerkung unserer Gemeinschaft, diesem Ort gegenüber aufmerksamer zu werden, als wir es sonst vielleicht wären? Halten sie die Invasion auf? Wenn ein neuer Hausbesitzer am Rande der Stadt, der sich ein wenig mehr von der umliegenden Prärie zu eigen macht, eines Sonntagmorgens in den Kirchenbänken auftauchte, würden wir ihn mit offenen Armen empfangen, ohne Fragen zu stellen. Schließlich hat Jesus uns gelehrt, dass Sünder nicht mit Steinen werfen sollen (Joh 8,7).

    Storm clouds over a Saskatchewan country church

    Gewitterwolken über einer Kirche in Saskatchewan. Foto von McMaster Studio / Alamy Stock Photo. Verwendet mit Genehmigung.

    Die Verwurzelung an einem Ort ist eine heikle Angelegenheit. Mehr denn je in einer Welt, die von einem übersteigerten Rassenbewusstsein geprägt ist, und einer Geografie, die durch Jahrhunderte der Kolonialisierung definiert wurde. Die allgegenwärtige Scham hat Amerika zu einem Kontinent der Pharisäer gemacht, die der Lösung unserer Probleme nicht näher zu sein scheinen als die Sünder, die uns vorausgegangen sind. Mir bleibt nichts anderes übrig, als meinen Blick nach unten zu richten, auf die Erde unter meinen Füßen. Ich werde wieder bei Null anfangen. Ich werde mit der Erde beginnen, denn ich bin aus Staub gemacht, und zum Staub werde ich zurückkehren (Gen 3,19).

    Nach getaner Arbeit spazieren meine Töchter und ich über die nicht eingezäunte Grundstücksgrenze, um auf der Wiese dahinter einen Drachen steigen zu lassen. Während die Mädchen abwechselnd die Spule halten, setze ich mich hinter sie auf ein Beet unbekannter Vegetation. In New Hampshire kannte ich alle Namen: Weißkiefer, Zuckerahorn, Roteiche, Papierbirke und Balsamtanne. In North Carolina wurde ich zum Profi: Buche, Hartriegel, Hickory und Weihrauchkiefer. Die christliche Mission, die mich in die Prärie verschlagen hat, hat mich meines lokalen Wissens und meiner Erfahrung beraubt. Sicherlich sind die Pflanzen hier – Rispengras, Rutenhirse, Schillergras – alle einzigartig, aber ich kann sie nicht auseinanderhalten. Jesus lässt mich wieder wie ein Kind anfangen: die Füße in Gräsern vergraben, die ich noch nicht kenne, die Augen auf den Wind gerichtet, weil ich nirgendwo anders hinschauen kann.

    Torah Unterricht

    Das Land ist ein Geschenk (Dtn 4,1). Es kann nicht ergriffen, sondern nur empfangen werden. Es ist kein Gebiet, das man erobern und beanspruchen kann. Keine Ressource, die ausgegraben und ausgebeutet werden kann. Keine Jungfrau, die geschändet und entsorgt werden kann. Israel kann das Gelobte Land nur bewohnen, indem es eine Haltung der reinen, unverfälschten Abhängigkeit einnimmt, indem es sich auf die tägliche Gabe von himmlischem Brot verlässt. Das Volk Gottes stapft durch trockene Wadis und mit Kieselsteinen übersäte Weiten und spürt die Wüste in jeder aufgesprungenen Ferse, in jeder offenen Blase. Sie gehen nicht einfach durch sie hindurch, sie durchleben sie, und diese vierzig Jahre – ungefähr die Länge meines bisherigen Lebens – bleiben ein entscheidender Bestandteil der Heimkehr.

    Canada geese fly over a southern Saskatchewan grain field

    Kanadagänse fliegen über ein Weizenfeld in Saskatchewan. Foto von Mark Coffey / Alamy Stock Photo. Verwendet mit Genehmigung.

    Warum ist es für die Israeliten so schwierig, das Gelobte Land zu erreichen? Meine Schüler fragen sich laut, wie jemand bei klarem Verstand so kläglich scheitern konnte, Gott zu gehorchen, nachdem er Zeuge der Durchquerung des Schilfmeers geworden war, oder auf dem Weg Manna gegessen hatte. Warum „begreifen“ die Israeliten es nicht?

    Ich frage ich mich, ob die Handlung wirklich so unplausibel ist. Die historischen Parameter mögen sich geändert haben, aber auch ich finde es seltsam schwierig, vom täglichen Brot zu leben und nur so viel zu sammeln, wie ich brauche. Auch ich habe Schwierigkeiten, Geschenke anzunehmen. Ironischerweise verlangt die Verwurzelung, meinen Blick vom Boden auf das Leuchten am Horizont zu richten.

    Prärie Plagen

    Nichts verdeutlicht die gefallene Natur der Schöpfung so sehr wie ein Befall mit Flohkäfern. Sie überfallen meinen Garten in einer Menge, die an biblische Plagen erinnert. In weniger als achtundvierzig Stunden dezimieren die winzigen Insekten meinen Grünkohl und fressen meine Rucola-Keimlinge ab. Früher hielt ich mich für einen guten Gärtner. Hier in der Prärie entdecke ich, was für ein Anfänger ich wirklich bin. Nachdem der Schaden bereits angerichtet ist, schlucke ich meinen Stolz herunter und frage herum. Altein-gesessene Einwohner antworten mir mit einem liebevollen Lächeln. Oh ja, für Grünkohl sei es viel zu spät in der Saison.

    Gib uns heute unser tägliches Gemüse, Herr. Inzwischen werde ich mich von den Dornen und Disteln, den Würmern und Motten ernähren. Ich nehme an, der Boden ist verflucht (Gen 3,17–19), aber ich werde es nächstes Jahr trotzdem wieder versuchen. Und ich werde zuerst meine Nachbarn fragen. Ich werde auf den Ort eingehen, anstatt darauf zu bestehen, dass der Ort auf mich eingeht.

    Apostelgeschichte

    Wie lehrt die christliche Geschichte die Jünger Jesu, in der Schöpfung und als Schöpfung zu leben? Was bedeuten Boden und Land in der christlichen Vorstellung?

    Sicherlich ist das Konzept der Tora vom Gelobten Land, insofern es die Sabbatruhe verkörpert, etwas mehr als eine materielle, geografische und historische Kategorie. Aber die Tatsache, dass das Verheißene Land über sich selbst hinausweist – dass es auf einen spirituellen und eschatologischen Horizont blickt – bedeutet nicht, dass wir das Konkrete gegen eine Abstraktion austauschen müssen. In der Bibel schließen sich das Materielle und das Geistige nicht gegenseitig aus. Der neue Himmel und die neue Erde in Jesaja 65 entfalten sich nicht in einem alternativen Universum. Vielmehr nimmt Israels Hoffnung durch die Erneuerung dieser Welt Gestalt an, einer Welt, in der die Menschen weiterhin arbeiten, bauen, essen, spielen und lieben. Mit anderen Worten: Die biblische Vorstellung von Land mutiert durch Christus nicht zu einer besseren Psychologie und einer besseren Einstellung. Sie umfasst vielmehr sowohl das, was gesehen, berührt und gefühlt wird, als auch das, was ungesehen, erahnt und vermutet bleibt. Christen erwarten nicht Wolke Sieben, sondern die „Auferstehung des Leibes“.

    Verkünden Matthäus, Markus, Lukas und Johannes die gute Nachricht von Jesus Christus, so verkündet die Apostelgeschichte die gute Nachricht vom Heiligen Geist. Sie erzählt die Geschichte der Ausbreitung der Kirche außerhalb Jerusalems. Entscheidend ist, dass die Menschen darin nicht als Eroberer auf Missionsreise gehen, sondern als Diener des Windes, der ihnen vorausgeht, als ob sie einer Wolken- und Feuersäule von Judäa nach Antiochia und in die heidnische Welt dahinter folgten. Ein Engel führt Philippus (Apg 8,26) zu einem unerwarteten Gespräch, und so gelangt das Evangelium nach Äthiopien. Ein anderer Engel weist Kornelius in der Hafenstadt Cäsarea an, Petrus zu kontaktieren (Apg 10,3–6). Derselbe Wind hindert Paulus daran, in Phrygien und Galatien zu predigen, öffnet aber eine Tür nach Mazedonien, und so gelangt das Evangelium ungehindert nach Europa (Apg 16,6–10). In all diesen Fällen geht der Geist voran, und ebenso verkünden die beteiligten Christen in all diesen Fällen die Auferstehung des Leibes und nicht eine Ablösung der Seele. Die Apostelgeschichte zeigt, dass Abrahams Kinder überall auftauchen können. Sicherlich unter Juden, aber auch unter Griechen. Weiße oder Schwarze, Sklaven oder Freie, amerikanische Ureinwohner oder afrikanische Einwanderer – dieser unvorhersehbare Wind macht keinen Unterschied. In gleicher Weise deutet die Apostelgeschichte an, dass Abrahams Heimat – die materielle Verheißung Gottes an Israel – überall zu finden ist. Ob jemand im südamerikanischen Regenwald, in der mongolischen Steppe oder im Outback Australiens lebt, die Verwurzelung an einem Ort bleibt eine immer vorhandene Möglichkeit, denn in Christus ist alles Land heiliges Land. Alles Land ist eine Verheißung. Alles Land ist ein Geschenk.

    Kappt das Christentum die Beziehung der Menschen zur Erde? Im Gegenteil, die Apostelgeschichte – das Evangelium des Heiligen Windes – ist zutiefst „landesverbunden“. Jesus „entortet“ mich nicht, sondern er „verortet“ mich – wenn und nur wenn ich von dem abhängig bleibe, der mich mit dem täglichen Brot versorgt. Wenn und nur wenn ich daran denke, nach oben zu schauen.

    Präriehimmel

    Der Herbst kehrt zurück und hält in einem El-Niño-Jahr länger an, als er sollte. Ich bin zugleich besorgt über den globalen Klimawandel und dankbar für die untypische Wärme. Heu-chelei verschwindet nie ganz in einer kaputten Welt. Saskatchewan offenbart eine überraschend strukturierte Landschaft, wenn man weiß, wo man suchen muss. Ich habe begonnen, die Coteau Hills am südlichen Horizont sowie die Bachbetten und Waldgebiete außerhalb der Stadt zu erkunden. Ein Sprung über den Zaun gleich hinter der Müll-kippe führt zu einem Wildpfad. Zwanzig graue Rebhühner tauchen auf, ihre Flügel schlagen wie die von Kolibris. Sie sind Einwanderer, wie ich. Ich folge dem Weg, in der Hoffnung, einen der Kojoten zu sehen, die mich nachts wach halten. Vielleicht auch einen Dachs oder einen Fuchs. Zwanzig Minuten später stehe ich am Rande einer kleinen Steilküste und blicke auf einen Espenhain neben einem Teich mit Krickenten, Löffelenten, Spießenten, Tafelenten und Stockenten hinunter. Ein großer blauer Reiher steht zwischen den Binsen am Ufer. Eine Rohrweihe fliegt tief über das Feld dahinter. Der Wind bläst durch das Tal und peitscht die langen Gräser der Prärie hin und her wie Schaumkronen auf dem Meer. Ein Präriebussard segelt majestätisch im Aufwind, als ob er nur zum Vergnügen hier wäre.

    A flock of snow geese in Saskatchewan

    Ein Schwarm Schneegänse in Saskatchewan. Foto von McMaster Studio / Alamy Stock Photo. Verwendet mit Genehmigung.

    Ein paar Wochen später beobachte ich meine Töchter, die auf den Apfelbaum in unserem Garten klettern. Die raue Herbstluft verlangt nach robusten Jacken, aber da der Winter bald kommen wird, nutzen wir jede Möglichkeit für Spaß im Freien. Da bemerke ich, dass sich am Horizont etwas zusammenbraut, und ich mache mir Sorgen, dass die Waldbrände in British Columbia und Alberta uns bald in die Häuser treiben werden. Der „Rauch“ wird immer größer – massive, fließende, schwankende Luftströme, als würde sich das Gewebe des Himmels selbst zusammenfalten. „Mädchen“, sage ich, „seht euch das an“. Sie spüren die Aufregung in meiner Stimme und folgen mir schnell. Ehe wir uns versehen, erscheint über uns eine Schar himmlischer Heerscharen, die Gott preisen und sagen …

    „Vögel!“, ruft Abigail. Kanadagänse und Schneegänse, in riesigen Schwärmen. Nicht Hunderte, nicht Tausende, sondern Zehntausende, sogar Hunderttausende. Sie ziehen in einer Welle nach der anderen vorbei. „Der Himmel“, sagt Abigail nach Luft schnappend, „er ist … er ist … lebendig!“

    Ein Jahr ist vergangen, und ich stehe wieder auf dem Friedhof am Rande der Stadt. Der Winter ist zurückgekehrt. Wie ein Kinderlachen rauschen Eiskristalle durch die Überreste des Weizens vom letzten Sommer. Wind, Wind, immer Wind. Ich halte meine Arme in die Höhe, angezogen vom Geist. Meine Zehen umklammern die Erde unter mir. Ich bin Staub. Ich bin Erde. Ich bin aus täglichem Brot gemacht. Ich bin materielle Schöpfung. Und ich bin überzeugt, dass auch hier das Gelobte Land ist.

    Von DanielStulac2 Daniel J. D. Stulac

    Daniel J. D. Stulac ist außerordentlicher Professor für Altes Testament am Briercrest College in Caronport, Saskatchewan.

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